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Hoppe, Stephan
Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schloßbaus in Mitteldeutschland: untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570 — Köln: Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.69717#0081
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Die Albrechtsburg in Meißen von 1471 - 1490

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Den Detailangaben nach handelt es sich bei diesem Raum um den erst
1521/25 im Innenausbau vollendeten Raum im Nordostbau. Auch heute
noch besitzt er den damals an der Wand zum Nordbau eingebauten und in-
schriftlich datierten Kamin, während es für eine Ofenheizung keine Hinweise
gibt. Es wäre allerdings möglich, daß zu einem späteren Zeitpunkt ein zu-
sätzlicher Ofen, vielleicht im Kamin, gesetzt worden ist. Zwischen diesem
Raum und dem fünfeckigen Raum im Nordbau (Raum 43c) liegt im Ein-
gangsbereich ein kleiner Querraum mit eigenem Fenster, von dem auf der
anderen Seite eine dritte Treppe ins Dachgeschoß führt. Diese Situation er-
klärt die Türangaben im Plural im Inventar von 1612; die Treppe selbst
wurde aber nicht berücksichtigt.
Die Angaben der Inventare 1566/71/76 basieren für diesen Bereich auf einem
abweichenden, weiter unten darzustellenden Bauzustand und sind nur im Ge-
samtzusammenhang der Texte zu deuten. Sie werden deshalb erst im An-
schluß an die Rekonstruktion des jüngeren, 1612 belegten Raumprogramms
ausgewertet. Der rekonstruierte Grundriß zeigt aber den älteren Zustand.
(43a-c) Direkt auf die Beschreibung des Raumes im Nordostbau folgt im In-
ventar von 1612 ein als „Frauenzimmersaal“ bezeichneter Raum:
„Im frawen Zimmer Sahl,
Drey Eingemauerte Kemmerlein ohne Thüren,
Drey fermster [...], hölzerne bencke in den fenstern,
Eine hohe Thuer nachm Wendelsteine [...]“ (Inv. 1612)
Nach den Angaben zur Fensteranzahl und besonders aufgrund der hier vor-
handenen Tür zum Wendelstein hat es sich dabei um den Bereich im Osten
des Nordbaus gehandelt, der damals einen großen, fünfeckigen Raum ohne
die beiden im 19. Jahrhundert erneuerten Trennwände gebildet haben muß
(den gesamten, für das 16. Jahrhundert mit 43a bis 43c bezeichneten Bereich
einnehmend). Sogar die erwähnten Wandschränke bzw. Kämmerlein können
hier auf der Nordseite lokalisiert werden.
(44a-b) Westlich dieses Saales oder großen Vorraums befand sich 1612 am
Kopfende des Nordbaus eine einzelne Stube:
„Inn der Stuben darneben,
Ein steinerner Ofenherdt,

Die vier erwähnten Wandschränke sind noch auf dem Plan von Wanckel/Gurlitt einge-
zeichnet, heute aber nicht mehr zu sehen.
Nach Gurlitt soll es dort 1566 durch einen Blitzschlag gebrannt haben (Gurlitt 1895, S.
34, Anlagen: Aus der weiteren Geschichte der Albrechtsburg). Dem widerspricht aber
die kommentarlose Aufzählung von einem Himmelbett und einem Spannbett in der ent-
sprechenden Kammer (am Gemach der Herzogin) in den Inventaren 1566/71/76.
 
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