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Die Albrechtsburg in Meißen von 1471 - 1490
Eingemauert Schranck ohne Liedt, Eine eingefasete Thuer einem Schrancke gleich,
Zue einem gewölbichen unterm Dache, unverschlossen,
Vier große undt ein kleines fenster [...],
Eine grüne unuerschloßene Thur [...]“ (Inv. 1612)
Das erwähnte kleine Gewölbe ist noch heute unter dem Dach an der Süd-
westecke des Flügels vorhanden, zu ihm gehört auch das erwähnte kleine
Fenster. Die übrigen Fenster zeigten nach drei Seiten. Über die Funktion die-
ser einzelnen Stube gibt das Inventar keine Anhaltspunkte. Es fällt jedoch
auf, daß dieser Raum nach dem Plan bei Wanckel und Gurlitt bis ins 19.
Jahrhundert hinein zwei asymmetrisch angeordnete Türen auf den Vorraum
besessen hat.' ° Vielleicht ist der 1612 einen Raum bildende Bereich in der
ursprünglichen Konzeption des 15. Jahrhunderts als zweiräumiges Apparte-
ment geplant gewesen. In diesem Sinne könnte eine größere Stube auf der
Nordseite und eine kleinere Kammer auf der Südseite zum Hof hin vorgese-
hen gewesen sein; diese Situation wird in dem rekonstruierten Grundriß
durch eine gestrichelte Linie angedeutet. Die heute hier vorhandenen Holz-
decke nimmt jedoch keine Rücksicht auf eine solche Binnenteilung, sie be-
sitzt einen mittig angeordneten Längsunterzug im Ostwestrichtung.171
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Trennwände des 19. Jahrhun-
derts im Bereich des ehemaligen Saals von 1612 (43a-c) der Ersatz für vorher
beseitigte sein könnten. Diese Entfernung war nach Aussage der des Inven-
tars von 1612 damals bereits durchgeführt worden. Auf die ursprünglichen
Teilungen weisen aber nicht nur die genannten Beobachtungen hin, sondern
auch die Anlage des Innengangs (41) zwischen Mittelbau und Nordbau. Er
diente als Hinterausgang des Mittelappartements; bei Existenz eines einzigen
großen Saalraumes an dieser Stelle wäre er überflüssig gewesen, und seine
beiden - ursprünglichen - Türöffnungen auf denselben Raum ließen sich nicht
erklären.
Tatsächlich belegen die älteren Inventare von 1566/71/76 noch die Existenz
zweier weiterer abgeteilter Räume auf diesem später vergrößerten Saal. Im
16. Jahrhundert wurden in Nord- und Nordostbau folgende Räume erwähnt:
Zuerst und nur 1576, „Uffrn Saal an dieser Kammer [=Kammer des Mittel-
appartements], 3 kemmerlein in d[er] wand unverschlossen", dann in allen
drei Versionen, „Inn der Stuben am Sahl, 2 kemmerlein in der wand unver-
schlossen", „Vorm Frawenzimmer im Newen gemach", „Inn der altten
Die Türangaben des Inventars von 1612 sind in diesem Geschoß offensichtlich unvoll-
ständig. Heute fehlt die südliche Tür.
Diese Diskrepanz zwischen Binnenmauerwerk und Balkendecke spräche für eine spä-
tere Entstehung der Decke (siehe auch wie bereits angeführt Gurlitt 1895, S. 9).
Die Albrechtsburg in Meißen von 1471 - 1490
Eingemauert Schranck ohne Liedt, Eine eingefasete Thuer einem Schrancke gleich,
Zue einem gewölbichen unterm Dache, unverschlossen,
Vier große undt ein kleines fenster [...],
Eine grüne unuerschloßene Thur [...]“ (Inv. 1612)
Das erwähnte kleine Gewölbe ist noch heute unter dem Dach an der Süd-
westecke des Flügels vorhanden, zu ihm gehört auch das erwähnte kleine
Fenster. Die übrigen Fenster zeigten nach drei Seiten. Über die Funktion die-
ser einzelnen Stube gibt das Inventar keine Anhaltspunkte. Es fällt jedoch
auf, daß dieser Raum nach dem Plan bei Wanckel und Gurlitt bis ins 19.
Jahrhundert hinein zwei asymmetrisch angeordnete Türen auf den Vorraum
besessen hat.' ° Vielleicht ist der 1612 einen Raum bildende Bereich in der
ursprünglichen Konzeption des 15. Jahrhunderts als zweiräumiges Apparte-
ment geplant gewesen. In diesem Sinne könnte eine größere Stube auf der
Nordseite und eine kleinere Kammer auf der Südseite zum Hof hin vorgese-
hen gewesen sein; diese Situation wird in dem rekonstruierten Grundriß
durch eine gestrichelte Linie angedeutet. Die heute hier vorhandenen Holz-
decke nimmt jedoch keine Rücksicht auf eine solche Binnenteilung, sie be-
sitzt einen mittig angeordneten Längsunterzug im Ostwestrichtung.171
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Trennwände des 19. Jahrhun-
derts im Bereich des ehemaligen Saals von 1612 (43a-c) der Ersatz für vorher
beseitigte sein könnten. Diese Entfernung war nach Aussage der des Inven-
tars von 1612 damals bereits durchgeführt worden. Auf die ursprünglichen
Teilungen weisen aber nicht nur die genannten Beobachtungen hin, sondern
auch die Anlage des Innengangs (41) zwischen Mittelbau und Nordbau. Er
diente als Hinterausgang des Mittelappartements; bei Existenz eines einzigen
großen Saalraumes an dieser Stelle wäre er überflüssig gewesen, und seine
beiden - ursprünglichen - Türöffnungen auf denselben Raum ließen sich nicht
erklären.
Tatsächlich belegen die älteren Inventare von 1566/71/76 noch die Existenz
zweier weiterer abgeteilter Räume auf diesem später vergrößerten Saal. Im
16. Jahrhundert wurden in Nord- und Nordostbau folgende Räume erwähnt:
Zuerst und nur 1576, „Uffrn Saal an dieser Kammer [=Kammer des Mittel-
appartements], 3 kemmerlein in d[er] wand unverschlossen", dann in allen
drei Versionen, „Inn der Stuben am Sahl, 2 kemmerlein in der wand unver-
schlossen", „Vorm Frawenzimmer im Newen gemach", „Inn der altten
Die Türangaben des Inventars von 1612 sind in diesem Geschoß offensichtlich unvoll-
ständig. Heute fehlt die südliche Tür.
Diese Diskrepanz zwischen Binnenmauerwerk und Balkendecke spräche für eine spä-
tere Entstehung der Decke (siehe auch wie bereits angeführt Gurlitt 1895, S. 9).