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Hottenroth, Friedrich
Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeraethschaften der Voelker alter und neuer Zeit: mit 120 Taf. u. zahlr. Holzschnitten (Band 1) — Stuttgart, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.12994#0039
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unten gekehrten Sacke, der im Boden ein Loch für den Kopf, an den Seiten Löcher für die Arme

hat und vorn von oben bis unten hin aufgeschlitzt ist. Die Abas hat eine eintönige Rahmfarbe

oder Streifen, die schwarz, weiss, braun oder blau sind. Die Kleidung der Jägerstämme, welche

die innere Wüste durchstreifen, besteht noch gegenwärtig fast durchweg aus roher Haut; Rock,

Mütze und Fussbekleidung: alles ist von Haut (20. s).

Die älteste Kopfbedeckung der Araber war ein Tuch, das man glatt um den Schädel

wand oder in ein Dreieck zusammengefaltet so auf den Kopf legte, dass der mittlere Zipfel nach

hinten fiel und mit den beiden Seitenflügeln zu einem beliebigen weiten Bausche, der wie eine

Zipfelmütze aussah, verbunden werden konnte; ein auf der Stirne verknotetes Band diente zu seiner

Befestigung (20. 2). Uralt scheint auch die Sitte, eine ziemlich grosse quadratische, in ein Dreieck

zusammengelegte Decke mit Streifen über den Kopf zu nehmen und dieselbe mit'einem aus Schnüren

zusammengedrehten Seilringe zu befestigen (20. 4. 6. 7). Auf den alten Monumenten erscheinen die

Araber mit nackten Füssen; der brennende Wüstenboden ihrer Heimath dürfte jehoch eine Fuss-

bckleidung nöthig gemacht haben; falls dieselbe, wie anzunehmen ist, der heutigen glich (vergl. 20. s)

so bestand sie aus einer Sohle von Leder oder Holz mit Riemwerk, das entweder angenäht war oder durch

Löcher am Rande der Sohle über den Spann gezogen und um die Unterschenkel gewickelt wurde.

Ueber die Tracht der Alterthume voraussetzen. Das

Fig. 20.

arabischen Frauen aus der älte- —^—Hemd, wie es heute getra-
sten Zeit finden sich keinerlei gen wird (20. 9. 12—15. 21. 15)
monumentale Spuren; jedoch, / \ reicht bis zu den Füssen oder
da die heutige Frauentracht / \ auch nur bis zu den Waden;
von derjenigen der Männer fast es ist sehr weit, auf der Brust
gar nicht verschieden ist, so bis zur Magengrube offen, mit-
dürfen wir eine solche Gleich- '--—--1 unter am Halse zugeknöpft

heit auch für die Tracht im und hat halblange, zumeist aber

lange und sehr weite Aermel, die nur die Fingerspitzen hervorblicken lassen; bei der Arbeit werden
die Aermel bis auf die Achseln zurückgestülpt oder auch ausgezogen und auf dem Rücken zusammen-
geknotet, so dass der Oberkörper völlig entblösst erscheint. Die Beduinenweiber in der unteren
Nilgegend (20. 11) tragen ein Hemd, das aus zwei weiten und langen Tüchern besteht; diese Tücher
sind über die Achseln her, sowie auf einer Seite oder auf beiden Seiten mit Ausschluss weiter Oeff-
nungen für Kopf und Arme zusammengenäht; vermittelst einer langen, gewöhnlich rothen Gürtel-
schärpe wird das Hemd um den Körper gefasst und schliesslich auf der Vorderseite heraufgezogen,
damit seine Länge beim Gehen nicht hinderlich sei. Es scheint, dass die urthümliche Tracht der
arabischen Frauen sich auf der Nordküstc von Afrika unter den Kabylen am meisten vor fremden
Einflüssen bewahrt habe; wir finden dort noch die beiden Decken im Gebrauch, die oben als
hebräische Gewandstücke beschrieben worden sind (20. n). Die Mäntel der Beduinenweiber sind
wollene Umwürfe von nahezu drei Meter Breite und zwei Meter Länge (20. 2. 4. 5); sie werden
nach Bedarf auch als Kopfbedeckung mitverwendet (20. 4. 5); ihre Farbe ist eintönig schwarz oder
blau mit Streifen in Gelb und Roth; es finden sich auch Mäntel in Blau und Weiss gewürfelt oder
gestreift. Als weibliche Kopfbedeckung dient im Allgemeinen ein besonderes Tuch von rother
oder schwarzer Wolle (20. 9. 12. 13), das beliebig um den Kopf gewunden wird. Die Sitte der Ver-
schleierung ist uralt; es wird ihrer im alten Testamente mehrfach gedacht. Der Schleier in seiner
heutigen Form ist ein langer, mitunter bis zu den Füssen reichender Streif von schwarzem Krepp
oder weissem Musselin, der oben so breit ist wie das Gesicht (20. 14. 21. 15); befestigt wird er
dicht unterhalb der Augen vermittelst zweier Eck- und eines Nasenbandes an einem Streifen, der
den Oberkopf umschliesst (12. 19); sein oberer Rand ist häufig mit blauen und weissen Perlen in
Form abwärts gekehrter Dreiecke und das Nasenband mit kleinen Gold- und Silberstücken
besetzt. Ausser dem Gesichtsschleier gibt es noch einen Kopfschleier (20. u), ein viereckiges,
 
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