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Hüpsch, Adolf von; Dupuis, Karl [Editor]; Adam Gottlieb Schneider-Weigelsche Kunst- und Buchhandlung [Editor]
Mahlerische Reise am Nieder-Rhein: Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst aus den Gegenden des Nieder-Rheins = (2) — Köln am Rhein: bey dem Verfasser, 1785 [VD18 90778685]

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https://doi.org/10.11588/diglit.48935#0014
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IL
Dieses Wasser wird in Krüge gethan, welche ungefehr z Schop-
pen halten; diese werden zugepfropft; dann wird der Krug mit dem
Pfropf in zerschmolznes Pech getaucht, mit weissem Schafleder überzogen,
wieder in das zerschmolzene Pech getaucht, und dann das Siegel auf-
gesetzt. Ein Mensch kann wohl Krüge in einem Tage also ver-
siegeln. — Eine Frau die dieß Geschäft von Brunnenverwalter gepachtet
hatte, sagte mir, sie wolle wohl 1200 Krüge in einem Tage versiegeln.
Sie sagte, sie erhielte vom Brunnenverwalter von roo Krügen s Stüber,
aber der Verwalter muß die Materialien hergebcn. Wenn man einen ver-
siegelten Krug Wasser kauft, so kostet er am Brunnen zL^tüber; thut
man den Krug selbst dazu, so kostet das Versiegeln z Stüber; und für die
Arbeit zahlt man vom Hundert s bis 6 Stüber. Die Nachbarn holen
eine Menge Wasser in ihren eigenen Krügen umsonst. — Die Sauerwas-
serkrüge werden zu Tönnestein selbst verfertigt- Meister Peter Ge-
rards, der jetzo gegen dem Schlosse ein schönes Haus hat, ist der Direk-
tor dieser Fabrike« Man braucht dazu die weisse Pfeiffenerde. Diese
wird zerklopft, mit Wasser zu einem Teige gearbeitet; dann wird aus diesem
Teige eine Art von Käsen formirt, die wie ein Stuck eines Zylinders aus-
sehen, diese werden dem Töpfer zur Hand gelegt, und, damit sie nicht trock-
nen, mit einem nassen Tuche bedeckt. Der Töpfer sitzt an dem Rade,
und hat zur Rechten immer ein Gefäs mit Wasser stehen, um es beym be-
handeln der Materie zu gebrauchen.
Dann legt er die Masse auf die Achse des Rades, dreht es mit ei-
nem Stabe um, und treibt die Materie mit den Fingern wie einem Spühl-
kumpen auseinander, in ein paar Sekunden treibt er sie höher, und bald
ist sie zu einem Kruge gebildet, dann schneidet er den Krug mit einem
kupfernen Faden ab. Das Rad liegt horizontal und läuft in einer feinen
stählernen Nadel. Ein einziger Mensch kann auf diese Art i co Krüge
auch 17 s in einen Tage verfertigen. Wenn sie ein bisgcn trocken sind,
so werden die Handhaben daran gemacht. Wenn sie nun ganz trocken sind,
so kommen sie in den Ofen. Dieser Ofen ist oval 6 Schuh hoch, breit
4 Schuh, lang ungefehr i s Schuh. Zu einem Gebäcke nimmt man mei-
stens 4OOQ Stück Krüge. Den Ofen zu heitzen werden 4 bi« ? und meh-
rere Klafter Holz erfordert. Wenn man die Krüge mit dem Stück- kauft,
sokostet ein Krug 2Stüber; das Hundert soll, wie man nur gesagt hat,
z Rthlr.
 
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