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Hüpsch, Adolf von; Dupuis, Karl [Editor]; Adam Gottlieb Schneider-Weigelsche Kunst- und Buchhandlung [Editor]
Mahlerische Reise am Nieder-Rhein: Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst aus den Gegenden des Nieder-Rheins = (3) — Köln am Rhein: bey dem Verfasser, 1789 [VD18 90778693]

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https://doi.org/10.11588/diglit.48936#0026
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Dritte Kupfertafel.
Aussicht nach Godesberg von der Stadt Bonn aus.
<?^iese ist eine der schönsten Aussichten, die man sich denken kann. Der Zeichnet
nahm seinen Standpunct auf der Churfürstlichen Jagd, wovon man einen
Theil in einer Ecke linker Hand erblickt. Sie liegt am linken Rheinufer, ganz nahe
am Rheinthor der Stadt Bonn. Auf der Mitte des Rheins sieht man die fliegen»
de Brücke, die an die Rheinmühlen bevestigt ist, die ihr zum Ruhepuncte dienen.
Gegen über am rechten Rheinufer liegt das Dorf Beuel, welches halb unter Cöll-
nische, halb aber unter die Pfalz - Bergische Hoheit gehört. Im Jahr 1784 har
dieses Dorf, bey dem schrecklichen Eisgänge, außerordentlich gelitten. Fast alle
Wohnhäuser, Scheunen und Stallungen wurden zerstört und viele Menschen er-
tranken. An eben diesem Rheinufer erblickt man in der Ferne den Petersberg '
(S. 2. Tafel z. Heft) und weiter oben den Drachenfels, wovon das i. Hefr nach-
zu sehen ist. Am linken Rheinufer erblickt man erst einen Theil des Churfürstlir
chen Schloßgartens, weiter herauf aber ein Gebäude, Do?àr genannt. Es
gehört dem Ehurfürsten, der einen Weingarten daran hat; daher der Name. Chur-
fürst Clemens Augusi erbaute dieses Lusthaus. Es wohnt ein Hofdiener darin,
wobey man, wenn der Churfürft nicht da ist, sich ein Glas Wein geben lassen, und
der schönen Aussicht genießen kann.
An dem nämlichen Ufer fällt ganz oben das ruinirte Schloß Godesberg, wel-
ches eine Stunde ober Bonn liegt, in die Augen. Der Künstler hat es an dec
rechten Seite der Kupfertafel deutlicher gezeichnet, so wie es sich in der Nähe dar-
stellt. Der Berg ist ziemlich hoch und beschwerlich zu ersteigen. Die vornehmste
Ruine ist ein hoher Thurn. Nordwärts daneben liegt die Wohnung eines Wald-
bruders oder Eremiten nebst einer Kapelle. Diese Waldbrüder trugen sonst eine
Kleidung wie die Franciscaner, und Bärte wie die Kapuciner. Auf Befehl des je-
tzigen Churfürsten mußten sie aber ihre Bärte abscheren lassen und weltliche Klei-
der anlegen. Dieses erinnert mich an Peter I- Kaiser von Rußland, der allen sei-
nen Unterthemen die Bärte und die lange Altruistische Kleidung verbot. Erschien
Jemand dennoch in Altrussischer Tracht, so waren Leute bey der Hand, die den Un-
gehorsamen ihre Bärte und langen Kleider mit einer großen Scheere abschnitten.
Niemand hatte also weiter Lust, sich der Pokizeyverordnung des Kaisers zu wider-
setzen.
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