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Humann, Carl; Puchstein, Otto
Reisen in Kleinasien und Nordsyrien: ausgeführt im Auftrage der Königlichen Preussischen Akademie der Wissenschaften (Text) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5242#0333
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Nemrud-dagh — Götterreliefs der Westterrasse 327

einem ringförmigen Knauf (vgl. die Vignette 47,2 S. 321). An beiden Hand-
gelenken endlich trägt Antiochos Ring-e nach persischer Sitte.

Wen wir auf der folgenden Reliefplatte nach den drei bisher auf
diesem Sockel von uns angetroffenen Göttern zu erwarten haben, kann
aus der grofsen Stiftungsurkunde des Denkmals und aus den Kolossal-
statuen sicher erschlossen werden; die Weihinschrift auf der Rückseite
der vierten mit der zweiten gleich grofsen Platte (hoch 2,30, breit 1,50,
dick ca. 0,26):

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"Westterrasse. Ostsockel. 4.

nennt den Artagnes Herakles Ares, und dementsprechend ist in dem Relief
(s. Tafel XXXIX, 2) Herakles dem Antiochos die Hand reichend dar-
gestellt. Diese Deutung des Bildes erleidet keinen Zweifel, obwohl die
mittlere Partie mit den beiden rechten Händen und der linken bez.
rechten Körperseite der Figuren wiederum zerstört ist; am Herakles ist
auch das Gesichtsprofil, der rechte Oberschenkel und das Glied sehr be-
schädigt. Während wir links auf dem Relief den Antiochos in gewohnter
kommagenischer Tracht mit dem Scepter erblicken, bietet sich ihm gegen-
über stehend der persisch-griechische Gott, ganz im Gegensatz zu seinem
Kostüm in der Kolossalstatue, in der rein griechischen freilich schlecht
proportionierten Gestalt des bärtigen Herakles dar: nackt, was den orienta-
lischen Unterthanen des Königs wahrscheinlich sehr anstöfsig gewesen ist,
mit Pappellaub bekränzt und auf der linken Hand die knorrige Keule
tragend, indem das Löwenfell nach einem griechischen an Hermesstatuen
üblichen Gewandmotiv von der Schulter herabsinkend den linken Arm ver-
hüllt. An der Darstellung des Antiochos wiederholt sich die auf den anderen
Reliefs beobachtete Eigentümlichkeit, dafs die Abzeichen des Gottes, der
ihn begrüfst, als Ornamente teilweise auf seine Kleidung übertragen sind:
das Pappellaub erscheint auf der Wangenlasche und als Umrahmung des
nach rechts schreitenden Löwen auf dem Feld der Zackentiara, während
die wiederum mit fünf Löwenköpfen besetzte Dolchscheide (Vignette 47,3)
mit einer Epheuranke, der Gurt aber wie auf der Mithrasplatte mit schmalen
schuppenartig gelegten Blättern verziert ist. Die lyraförmigen Mantel-
agraffen sowie die Schuhe sind schmucklos; das Diadem enthält in hohem
Relief drei nach rechts schreitende Löwen.
 
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