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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 1): Zeus im Gigantenkampf — Halle, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5987#0007
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'Ex rfwq UQ%wn£G&a —

Die beifolgende Tafel giebt das bisher nicht veröffentlichte Bild einer Oenochoe l) wieder
welche ich 1868 in Neapel im Besitze des Herrn Alessandro Castellani sah und durchzeichnen
durfte. Je weniger die grobe, dem Verfall der griechischen Vasenmalerei angehörige Zeichnung
zu loben ist, um so mehr ziehen die Besonderheiten der Darstellung an und verdienen eine ein-
gehendere Besprechung.

Das Gefäss ist in einem Grabe bei Canosa, dem alten Canusium, gefunden worden, nach
Castellani's Angabe zusammen mit einem zweiten, welches nach Form Grösse und Styl unzweifel-
haft ein Gegenstück gewesen zu sein scheint und die oft dargestellte Apotheose des Herakles zeigt,
der von seiner Schutzgöttin Athene2) auf einem Viergespann zum Olymp geleitet wird. Beide
* Vasen, die kurz von Schöne im Bullettino dell' Institute 1866 pag. 216 s. No. 7 und 8 beschrieben
worden sind, befanden sich früher in der Sammlung des Cauonicus Basta zu Canosa3) und befin-
den sich jetzt im Brittischen Museum.

Auch die Erklärung des anderen, hier mitgetheilten Bildes unterliegt keinem Zweifel: es
ist Zeus dargestellt im Gigantenkampf. Auf einem von vier weissen Rossen4) gezogenen Wagen

1) Form des Kruges z.B. bei Stephani Vasens. der Erm. Taf. III. no. 1.38; Höhe 0,37; ümf. 0,55 Meter.
Gebrochen, aber ohne jede moderne Restauration, wie mir Herr A. S. Murray nach erneuter Untersuchung zu
bestätigen die Güte hatte.

2) Ebenso z.B. München no. 3S4 (Mon. ined. IV 41); Millingen Feint, de Vas. 36; u.a.m. — Zu be-
merken ist an der ohne Aegis auftretenden Athene der canosiner Oenochoe (an der nach A. S. Murray's Mittheilung
der Nacken und die linke Schulter, sowie die zurückfliegende Chlamys und der obere Theil des Schildes der
Göttin modern ergänzt sind) das „amazonenartige" Aeussere ihrer Erscheinung: der Helm hat die Form der phry-
gischen Mütze (vgl. ebenso z.B. Overb. Sagenkr. XXIV 20) und statt des langen Chiton trägt sie den kurzen
Unterrock (Schöne I.e.: una sottana) und Kreuzbänder, wie z.B. die Amazonen auf der Vase Jatta no. 123
(Heydeinann Nacheur. Ant. Taf. II); u. s. w. Einen kurzen nur bis über das Knie reichenden Chiton trägt Athene
auch auf der Leukippiden-Vase Jatta no. 1096 (mir in Durch Zeichnung vorliegend).

3) Vergl. zur Zerstreuung dieser Sammlung Bull, dell' lnst. 1868 p. 185 ss. und Arch. Ztg. 1870 S. 51.

4) Zwischen den Ohren der Rosse ist die Mähne, wie am Pferd des Marc Aurel auf dem Capitolsplatz
 
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