Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 9): Vase caputi mit Theaterdarstellungen — Halle/​Saale, 1884

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5996#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22

wurde, wie wir aus Schriftstellen68 und öfter aus Kunstwerken ersehen (vgl. dazu 4. Hall. Progr.
S. 14 f)? Der Jünglingskopf auf der Lekythos dagegen trägt die Maske nur zu Mummerei und
Scherz ausserhalb des Theaters — eine derartige Verwendung von Masken war nach einer Be-
merkung des Demosthenes69 zu schliessen allgemein verbreitet — und daher trägt er auch keine
Bühnen- oder Kopfmaske, sondern nur eine Gesichtsmaske. Diese letztere Art von Masken hiess
genauer 'xaQmjtlg ngoaconiq jtQoommdiov\ konnte aber auch einfach als ' jiqööwxov oder jiqo-
omjitiov'1 bezeichnet werden, worunter man für gewöhnlich und katexochen nur die Bühnenmaske
verstand. Uebrigens vermag ich nur wenige sichere Beispiele solcher 'Gesichtsmasken' ausserdem
noch auf einigen geschnittenen Steinen (zB. Ficoroni10 Larv. scaen. 50, 16; 70, 11; Wieseler
Theatergeb. V 6) nachzuweisen: hier sind es überall gleichfalls ganze Gesicbtsmasken; auf anderen
Monumenten finden sich auch halbe Gesichtsmasken d. h. solche die nur Nase und Augen decken.
Den von Wieseler (Theatergeb. S. 45 zu Tafel V 53) aufgezählten drei Darstellungen mit 'Halb-
masken' füge ich als vorläufig wol ältestes Beispiel ein kumanisches Vasenbild (Neap. Mus. no. 145)
hinzu, auf dem ein Mundschenkknabe eine kleine, Nase und Stirn bis zum Scheitel bedeckende
Maske trägt.

68) Der Verfasser — wahrscheinlich Herakleides Pontikos der Kritiker um 200 v. Chr. (vgl. dazu Unger
Rh. Mus. f. Phil. 38 S. 481 ff) — des sog. Dikaearchischen Fragments über Athen und Boeotien (Müller Geogr. min. I
p. 97 ss) kannte aber den etwaigen Gebrauch von Masken beim Ausgang der Weiber nicht, sonst hätte er nicht
sagen können (§ 18): zo ziöv t,uaziiov inl zfjg xe<pu?.ijg xü?.v/n/ia zoiovzov iaziv, wotibq nQoaiomöiw öoxetv
näv zo nQÖawnov xazeilrjip&ai. xz?..

69) Orat. XIX 287: og ev zalg no final? avev zov nQoamnov xa>(ia£ei; vgl. dazu auch Ulpian's Erklärung:
oi yuQ sv Talg hogratg zozs ßov).6fievoi oxmnzeiv zivag BipoQovv nQoamnslu, 'iva fti] alayiviavzui.

70) Die Masken ebenda tio, 4 und 61,5 sind doch wol 'Kopfmasken' und nur aus künstlerischer Rücksicht,
damit die anderen Masken nicht allzusehr verdeckt werden, ohne die hinteren Theile dargestellt.

Halle, Druok von Ehrhardt Karras.
 
Annotationen