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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 15): Scenen der Ilias und Aithiopis auf einer Vase der Sammlung des Grafen Michael Tyskiewicz: Festschrift zur Eröffnung des Archäologischen Museums der Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg am 9. December 1891 — Halle, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5986#0009
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des gefallenen Memnon nach der anderen Seite gekehrt wird, wie es auf der Schale des Britischen Museums
(abgeb. Gerhard Triuksch. u. Gef. D) geschehen ist.
Wenn nun Duris, wie wir also jetzt vielleicht den Künstler des Kraters nennen dürfen, auch mit
glücklichem Gelingen das Hinsinken des Aineias, wie es Homer schildert, darzustellen wagte, so konnte er sich
doch nicht entschliessen, dem angreifenden 1 Komedos auch den riesigen Felsblock, von dem die Ilias spricht, in
die Hand zu geben; mit richtigem Tact, denn man erinnere sich nur. wie ungeschickt die gewaltigen Steine
sich in den Händen der Pallantiden auf dem Theseionfries ausnehmen. Er behielt also hier zunächst die
Figur des Speerkämpfers aus der älteren Form des Typus bei; als er aber dann selbst die von ihm zu
hoher Vollendung entwickelte Composition auf die nächstverwandte Iliasepisode, den Zweikampf zwischen
Aias und Hektor übertrug, wagte er es, den durch die Luft fliegenden und eben auf Hektor niederstürzenden
Stein in die Composition einzufügen, und änderte zugleich folgerichtig die Armhaltung des Angreifers. Ganz
ebenso verfuhr der Maler der bekannten Schale aus Kamiros, deren eines Aussenbild den Zweikampf des
Diomedes mit Aineias wieder in unverkennbarer Abhängigkeit von unserem Krater zeigt (Fig. 15 nach
dem Journal of Fhilology VII 1877 pl. B). Auch hier ist vor dem Schild des Angreifenden und über dem
Haupt des Niederstürzenden der geschleuderte Stein angebracht, in noch grösseren Dimensionen wie bei Duris.
Dass freilich ausserdem Aineias durch einen Speer im Leibe schwer verwundet ist, erscheint als eine wenig
glückliche Häufung der Motive. In der Ausbildung der Scene geht überdies der Maler dieser Schale noch
einen Schritt weiter, indem er den Vorgang dramatischer gestaltend die Göttin ihren bereits gestürzten Sohn


Fig. L3.

unter den Arm fassen und emporrichten lässt. Von der Darstellung des Kraters ist in dieser Gruppe das /
Motiv übrig geblieben, dass Aphrodite die rechte Hand auf die Schulter des Aineias legt.
Sehr treffend hat kürzlich F. Dümmler auf den Zusammenhang des Duris mit der äginetischen
Plastik hingewiesen "), und wenn ich auch den Gombinationen über den Zusammenhang der äginetischen und
samischen Kunst nicht zu folgen und den aus dem Namen des Malers auf seine Herkunft gezogenen Schluss
nicht als zwingend anzuerkennen vermag, vollends nicht einsehe, warum ein Athener oder Jonier sich erst durch


Fig. 14.

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