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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 18): Die Marathonschlacht in der Poikile: und weiteres über Polygnot — Halle a. S., 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.6004#0050
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II.

Die übrigen Bilder Polygnots und seiner Genossen.

Die Poikile 460 — 457, nach 458 die Lesche, das sind die festen Daten, die wir bisher für
die Chronologie Polygnots gewonnen haben. Versuchen wir nun auch die übrigen Bilder zu ordnen
und, soweit es angeht, von ihrer Komposition und Eigenart eine Vorstellung zu gewinnen. Schon
oben (S. 3) haben wir das Epigramm des Melauthios angeführt, das von den Göttertempeln, spricht,
die Polygnot mit den Heldenthaten der Halbgötter geschmückt habe. Auch ist bereits dort darauf hin-
gewiesen, dass Artemon und von ihm abhängig Juba in ihrer Malergeschichte unter diesen Tempeln
das Anakeion und das Theseion verstanden. Das lernen wir aus der bekannten Stelle des Harpokration
(v. Tlo'KvyvioTog): tieqI Hdhyyvdnov rof; uoyo&aov &aaiov uiv tö yivog, v'iofj öe v.cti /.lad-tjtov uiAjao-
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rcEoi lioyQÜ(fiov y.ai 'Ioßag iv roig TtEol ygarfr/.ijg. Allerdings ist iv ro> Qtiaiwg 'isgi?) Konjektur
von Reinesius, die handschriftliche Ueberlieferung giebt iv t<~ Qr/GaiQ/'i, und dies hat E. Curtius,
Stadlgeschichte von Athen S. 132. kürzlich zu halten gesucht1), indem er darunter den Opisthodorn
des Hekatompedon verstanden wissen wollte. Das wäre indessen nur dann möglich, wenn sich das
ohne nähere Bestimmung unverständliche ötjaaioog als offizielle oder volkstümliche Bezeichnung des
Opisthodorn erweisen Hesse, was bekanntlich nicht der Fall ist. Auch ist es nicht allzu wahrschein-
lich, dass man einen in der Regel geschlossenen und nur wenigen zugänglichen Raum mit "Wand-
malereien geschmückt haben sollte, die damit von vornherein so gut wie begraben gewesen wären.
Einer höheren Weihe durch religiöse Malereien bedurfte der Opisthodorn, der einen integrierenden
Bestandteil des alten Athenatempels bildete, doch wahrlich nicht. Und wenn wirklich zu Kimons
Zeit die Absicht bestand, die Tempelraine zu erhalten und neu zu schmücken, so wäre hierfür doch
vor allem die Ostcella ins Auge zu fassen gewesen. Ich kann daher nicht zugeben, dass die leichte
Konjektur iv T(p Qi/eiag houi, die überdies dieselbe Bezeichnung des Tempels herstellt, die wir auch
bei Pausanias lesen, willkürlich sei, noch weniger, dass sie einen Irrtum involviere. Pausanias nennt
nur bei dem dritten Bilde, das Theseus auf dem Meeresgrunde darstellte, als Maler den Mikon, und
auch hier nur ganz nebenbei. Wie voreilig aber der Schlug sein würde, dass demselben Maler
auch die beiden anderen Gemälde, die Amazonenschlacht und die Kentauromachie, gehört haben,

') Auch Glurardiui, Rcndieonti delV Aceadcmia dei Lincei 1895 p. 98, erklärt die Ueberlieferung für richtig.
 
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