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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 19): Votivgemaelde eines Apobaten: nebst einem Excurs über den sog. Ares Borghese — Halle a. S., 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.6005#0033
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29

Paris des Euphranor trug einen Helm, es ist der Ares Borgliese. Er war nicht mit Rosen aufge-
füttert, sondern mit Fleisch der Rinder. Paris Alexandras nennt ihn, wohl nicht ohne Absicht, das
Kunsturtheil.

Täuschen wir uns nun nicht darin, dass zwischen dem Apobates auf jenem Gemälde aus dem
Kreise des Zeuxis und dem Ares Borghese oder, wie wir jetzt sagen dürfen, den Paris des Euphranor,
eine mehr als zufällige Aelmlichkeit besteht, so fällt auch auf Euphranors Stellung in der Malerei
ein neues Licht. Die attische Malerschule, deren dritte Generation er und sein Bruder Xikomachos
repräsentieren, wird eröffnet durch Euxeinidas, einen Mann, von dem ausser dem Namen nichts über-
liefert ist, weder was er gemalt, noch wer sein eigener Lehrer gewesen. "Wenn nun dieser Maler,
wie es scheint von Xenokrates, in dasselbe allerdings zu tief gegriffene Epochenjahr Ol. 95, 4 gesetzt
wird wie Zeuxis25), und wir bei seinem Enkelschüler Anklänge an Zeuxis finden, ist da nicht der Schluss
einfach gegeben, dass Euxeinidas der Schule des Zeuxis angehört hat, dass er es gewesen ist, der
in Athen, wo sich der Meister selbst doch nur vorübergehend aufgehalten hat, die jieue Erfindung
des Meisters gelehrt und mit einem Worte Schule gemacht hat? Das Apophthegma über den Herakles
des Parrhasios, auf das ich oben angespielt habe, scheint auf einen ähnlichen Gegensatz zwischen
Euphranor und dem Haupt der asiatischen Schule hinzuweisen, wie er zwischem diesem und Zeuxis
bestand. Ist das richtig, so würde Euphranor die bei Zeuxis einsetzende Entwickelung fortgesetzt
haben und in gewissem Sinne das Bindeglied zwischen diesem und dem grössten Meister, den diese
Schule im vierten Jahrhundert hervorgebracht hat, dem jüngeren Aristeides, darstellen.

Und nun beachte man, welch grosse Rolle in dieser Schule die Darstellung des Pferdes,
speziell die der Quadriga, spielt. Aristeides der Aeltere bildet quadrigas bigasque aus Erz (Plin.
XXXIV 72) und malt currentes quadrigas (XXXV 99); Euphranor selbst bildet gleichfalls aus Erz
quadrigas bigasque, darunter die mit Philipp und Alexander (XXXIV 78), und malt die Reiterschlacht
bei Mantinea (c/)j' b> lUamreta TtQÖg 'EytauEivwvdav 'iTiicouayiuv Plut. d. glor. Ath. 2 p. 346 A; equestre
proelium Plin. XXXV 129); sein Bruder Xikomachos schafft den Raub der Kore und die Victoria
quadrigam in sublime rapiens (XXXV 108), Bilder, auf deren bekannten Nachbildungen auf römischen
Sarkophagen2,;) und den Münzen der gens Plancia27) die Gespanne sich wie eine geniale Weiterbildung
der Quadriga unseres Marmorbildes ausnehmen, und endlich von einem Schüler des Nikomachos,
von Philoxenos von Eretria, rührt aller AVahrscheinlichkeit nach das Original des Alexandermosaiks
her28), mit seinen kühnen Pferdedarstellungen der Endpunkt einer Entwickelungsreihe, die mit diesem
Votivgemälde aus der Schule des Zeuxis beginnt.

25) S. Archiiolog. March. 91.

2C) S. namentlich Annali dcW Inst. 18GG tav. d' agg. S, Stephaui Parcrga arehacologica XXVI, Overbeck
Kunstmythologie Taf. XVII 2. 6.

*7) S. 0. Schuehardt, Xikomachos.

") Michaelis, Jahrb. d. Arth. Inst. VIII 1893 S. 134. Vgl. Marathonsehlacht S. 100.
 
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