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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0141
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Bartoiomeo Caporaii.

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Stil Alunnos gemahnt die Verkündigung auf dem dokumentarisch beglaubigten
Triptychon BonHglis und Caporalis von 1468. Der ihm vielfach zugeschrie-
bene Gonfalone der Santissima Annunziata für S. Maria Nuova, jetzt in der
Pinakothek zu Perugia, ist als ein Werk Alunnos anzusehen. Caporali
scheint längere Zeit als Werkstattgenosse BonHglis tätig gewesen zu sein.
Der gemeinsamen Werkstatt darf ein Freskobild zugewiesen werden,
welches 1465 für das Kloster S. Giuliana gemalt wurde und sich jetzt,
auf Leinwand übertragen, in der Pinakothek beHndetP Es stellt auf halb-
kreisförmiger Fläche Maria und Christus in einer Mandorla dar, welche
von vier Engeln getragen wird. Einten sieht man das geöffnete Grab der
Madonna, aus dem Blumen sprießen. Auf dem gemalten Postament
des Bildes sind die Brustbilder der Heiligen Juliana, Benedikt und
Bernhardin angebracht, unter denselben das Datum MCCCCLXV und
noch tiefer die Inschrift: HOC OPUS FECIT FIERI SOROR BENEDITTA
SOROR. MONASTERIIS/zlN/C/r/EJULIANAE. Der blonde Christus
hat große Ähnlichkeit mit dem zur gleichen Zeit gemalten Christus auf
BonHglis Gonfalone von S. Bernardino (s. Abb. 66) und dem von S. Maria
Nuova (s.Abb. 86), und sein Mantel ist auf diegleiche Art drapiert. Die Madonna
zeigt den hieratischen Typus, den wir auf den Kirchenfahnen von Corciano,
Pacciano und Montone wiederßnden. Die liebenswürdigen, aber arg ver-
zeichneten Engel rühren wohl von Schülerhänden her. In noch viel be-
deutenderem Maße als an dem Triptychon von 1468 ist er an dem 1482
datierten, wohl aus der gemeinsamen Werkstätte hervorgegangenen Gon-
falone von S. Francesco in Montone beteiligt, in welchem zum ersten Male
auch der Einfluß Fiorenzos di Lorenzo klar zutage tritt, der sein ganzes
späteres Schaffen beherrscht. Von Fiorenzo ist auch die 1486 datierte
Pieta im Dom zu Perugia beeinflußt. Die gleiche Darstellung in Fresko-
technik, aus S. Giuliana (jetzt in der Pinakothek), ebenfalls bisher Fiorenzo
zugeschrieben, ist als ein sicheres Werk Caporalis anzusehen, da der
Karton des Dombildes für die Hauptgruppe des Freskos benutzt wurde,
und die heilige Magdalena aus dem beglaubigten Altarwerk für Castiglione
del Lago in Typus und Haarbehandlung mit der Magdalena des Fresko-
bildes übereinstimmt (s. Abb. 55). Seiner letzten Periode, die durch das
signierte und 1491 datierte Freskobild der Glorie des heiligen Antonius
von Padua in S. Francesco zu Montone gekennzeichnet ist (s. Abb. 60), gehört
ein 1492 datiertes Leinwandbild in der Kirche zu Civitella d' Arna an,
das die Madonna mit den Heiligen Sebastian und Johannes dem Täufer
darstellt. Bei geringer Durchbildung des Körperlichen zeigt dieses Bild
die peinlich beobachtete symmetrische Anordnung und im Ausdruck das
Geziert-Anmutige der Vorläufer Peruginos.

i Sala di Bartolomeo Caporali, No. 8.
 
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