Anspielung auf den Namen Vitelli), in der Mitte über ihnen
sitzt ein Cartellino, darüber eine weibliche, frontal hockende
Groteske; die Fenster werden von Kandelabern auf Dreibeinen
flankiert, die von den Steinrahmen aber jeweils zur Hälfte über-
schnitten werden. Zwischen den Tondi sitzt über einem Cartel-
lino das Wappen der Vitelli, zu seiten stehen Putten, vorgebeugt
auf großen Blattmasken und brechen Zweige übers Knie; unter
den Tondi sind von schlanken Vasen flankierte dreifüßige
Kandelabersockel postiert. Im Fries wenden sich Sphingenpaare
einander zu, zwischen denen geriefte Schalen mit je drei
Halbmonden darüber stehen (die Halbmonde gehören zum
Wappen der Vitelli).
Zwischen den Fenstern des i.Obergeschosses erstrecken sich
breite Kandelaber mit Einhörnern, tanzenden Putti, Trophäen-
gehängen und verschiedenartigen Vögeln. In dem abschließen-
den Fries unterm Dach wechseln Paare von Delphinen, zwischen
denen jeweils eine Vase steht, mit Masken, die einen Cartellino
und zwei Halbmonde darüber tragen.
1883 berichtet Laspeyres: »Der Palast befindet sich
in einem Zustand größter Verwahrlosung. Die Gartenfassade
mit Dekoration in Sgraffitomalerei, ... heutigen Tages in trau-
rigem Verfall... Unter der ersten Fensterreihe sind Relief köpfe
in Medaillonform aus buntem glasiertem Ton in die Mauer-
fläche eingelassen, die einen befremdenden Gegensatz gegen die
farblosen Sgraffitoornamente bilden.« - 1897 berichten Ma-
gherini / Graziani: «11 sole e Pumiditä hanno distrutto in gran
parte le vaghe grottesche della facciata...» - Bei einer durch-
greifenden Restaurierung 1926 durch Elia Volpi wurde die Gar-
tenfront restauriert. - «Un parziale cattivo restauro del 1946,
basato su una totale ridipintura, ha ingiallito e alterato tutto il
tono della elegante decorazione.» (Guida 1961.)
Im Inneren des Palastes haben sich Felder der originalen Deko-
ration erhalten, da durch den turmartigen Anbau von 1343 die
Außenmauer der nach der Straße hin gelegenen Schmalseite,
die in gleicher Weise wie die Front nach dem Garten hin
sgraffitiert war, zu einer Innenmauer wurde, die man erneut
verputzte und bemalte. Die darunterliegenden Sgraffiti wurden
im Obergeschoß zum Teil wieder freigelegt: Im Saal 7 ein
größerer Streifen aus dem Sphingenfries, im Saal 8 ein großes,
gerahmtes Groteskenfeld mit Einhörnern und tanzenden Put-
ten, von dem das obere Viertel durch die 1343 eingezogene
Decke abgeschnitten wird. Dieses Viertel und der abschließende
Delphinenfries fanden sich 1936 auf dem darüberliegenden Bo-
den des Palastes völlig intakt und frisch, denn diese Teile sind
seit 1 $43 unter Dach und Fach und wurden nie übertüncht; nur
dort, wo die Decke auf die Wand trifft, ist das Muster, in Höhe
der Puttenköpfe, unterbrochen. - Von den beiden unteren
Zonen der Dekoration sind keine originalen Teile mehr nach-
weisbar, an der Schmalseite des Palastes verschwanden sie im
Gemäuer der Durchfahrt des Torturmes.
Die Sgraffiti des links angebauten Turmes sind modern; ob
die Fortsetzung der Dekoration am rechten Anbau ursprünglich
vorhanden war, ließ sich nicht nachweisen.
Mhü/ar.- Cristofano Gherardi (lt. Vasari), zwischen
1330 und 1334. - Seit 1328 (lt. Kallab, Nr. 12, im Herbst dieses
Jahres) befand sich Gherardi in Florenz als Angehöriger der
Truppe des Capitano Giovanni de'Turrini aus Borgo. Nach
Beendigung des Krieges im August 13 30 übernahm Alessandro
Vitelli aus Cittä di Castello das Kommando (»la guardia«), er
hörte von der Kunst Cristofanos und schickte ihn mit Battista
della Bilia und einem anderen Battista nach Cittä di Castello
«a lavorare di sgrafhto e di pitture un giardino e loggia, che a
Cittä di Castello aveacominciato...» (Vasari vi, 213). Vasari
berichtet weiter, er habe Gherardi schon 1328 (lt. Kallab, Nr. 12:,
im Juli) bei einem Besuch des Malers Rosso Fiorentino in Borgo
kennen und schätzen gelernt, so daß er später ein Jahr mit ihm
zusammenarbeitete (welches Jahr das war, läßt sich nicht fixie-
ren); anschließend heißt es, daß Vasari im Auftrag des Herzogs
Alessandro zusammen mit Antonio da Sangallo d.J. und Pier
Francesco da Viterbo nach Cittä di Castello ging (lt. Kallab,
Nr.43: 1334 [?], was aber zu spät angesetzt sein dürfte): «... per
riparare le mura del detto giardino del Vitelli, che minacciavano
rovina, meno secö Cristofano, acciö, disegnato che esso Vasari
avesse e spartito gli ordini de'fregi che s'avevano a fare in
alcune stanze, e similmente le storie e partimenti d'una stufa,
ed altri schizzi per le facciate delle loggie, egli e Battista sopra-
detto il tutto conducessero a perfezione: il che tutto fecero tanto
bene, e con tanto grazia, e massimamente Cristofano, che un
ben pratico e nell'arte consumato maestro non arebbe fatto tanto;
e che e piü, sperimentandosi in quell'Opera, si fece pratico
oltremodo e valente nel disegnare e colorire.» - Vermutlich
rühmt sich Vasari rückblickend auch hier mehr als ihm zukommt
(die Vita Gherardis wurde erst in die 2. Ausgabe der Künstier-
viten von 13 68 aufgenommen, als die geschilderten Ereignisse
schon bis zu 40 Jahren zurücklagen; 13 2 8 warVasari 17 Jahre alt).
Das in einer Mappe der Uffizien mit angeblichen
Goldschmiedezeichnungen aufgefundene Blatt 2133 orn. zeigt
zwei durch einen Streifen horizontal getrennte Groteskenfriese
(Feder über Kreideskizzierung, 11,3x21,3 cm, Abb. 110). Bei
richtiger Montierung des senkrecht durchgerissenen Blattes
zeigt sich, daß der obere Fries dem Sphingenfries, der das
Erdgeschoß über den Tondi abschließt, entspricht, während
der untere Fries des Blattes, der in der Mitte und an den
Seiten ausgeschnitten ist, von der Dekoration der entsprechen-
den Tondozone der Fassade abweicht (statt der Putten Genien
mit Pflanzenleibern, statt der Vögel Delphine). - Nach dem
Verlauf der Schnittränder und den bogenförmigen Begren-
zungslinien am Unterrand des Blattes zu schließen, handelt es
sich an den Seiten um grobe Ausschnitte kleiner Runde und
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sitzt ein Cartellino, darüber eine weibliche, frontal hockende
Groteske; die Fenster werden von Kandelabern auf Dreibeinen
flankiert, die von den Steinrahmen aber jeweils zur Hälfte über-
schnitten werden. Zwischen den Tondi sitzt über einem Cartel-
lino das Wappen der Vitelli, zu seiten stehen Putten, vorgebeugt
auf großen Blattmasken und brechen Zweige übers Knie; unter
den Tondi sind von schlanken Vasen flankierte dreifüßige
Kandelabersockel postiert. Im Fries wenden sich Sphingenpaare
einander zu, zwischen denen geriefte Schalen mit je drei
Halbmonden darüber stehen (die Halbmonde gehören zum
Wappen der Vitelli).
Zwischen den Fenstern des i.Obergeschosses erstrecken sich
breite Kandelaber mit Einhörnern, tanzenden Putti, Trophäen-
gehängen und verschiedenartigen Vögeln. In dem abschließen-
den Fries unterm Dach wechseln Paare von Delphinen, zwischen
denen jeweils eine Vase steht, mit Masken, die einen Cartellino
und zwei Halbmonde darüber tragen.
1883 berichtet Laspeyres: »Der Palast befindet sich
in einem Zustand größter Verwahrlosung. Die Gartenfassade
mit Dekoration in Sgraffitomalerei, ... heutigen Tages in trau-
rigem Verfall... Unter der ersten Fensterreihe sind Relief köpfe
in Medaillonform aus buntem glasiertem Ton in die Mauer-
fläche eingelassen, die einen befremdenden Gegensatz gegen die
farblosen Sgraffitoornamente bilden.« - 1897 berichten Ma-
gherini / Graziani: «11 sole e Pumiditä hanno distrutto in gran
parte le vaghe grottesche della facciata...» - Bei einer durch-
greifenden Restaurierung 1926 durch Elia Volpi wurde die Gar-
tenfront restauriert. - «Un parziale cattivo restauro del 1946,
basato su una totale ridipintura, ha ingiallito e alterato tutto il
tono della elegante decorazione.» (Guida 1961.)
Im Inneren des Palastes haben sich Felder der originalen Deko-
ration erhalten, da durch den turmartigen Anbau von 1343 die
Außenmauer der nach der Straße hin gelegenen Schmalseite,
die in gleicher Weise wie die Front nach dem Garten hin
sgraffitiert war, zu einer Innenmauer wurde, die man erneut
verputzte und bemalte. Die darunterliegenden Sgraffiti wurden
im Obergeschoß zum Teil wieder freigelegt: Im Saal 7 ein
größerer Streifen aus dem Sphingenfries, im Saal 8 ein großes,
gerahmtes Groteskenfeld mit Einhörnern und tanzenden Put-
ten, von dem das obere Viertel durch die 1343 eingezogene
Decke abgeschnitten wird. Dieses Viertel und der abschließende
Delphinenfries fanden sich 1936 auf dem darüberliegenden Bo-
den des Palastes völlig intakt und frisch, denn diese Teile sind
seit 1 $43 unter Dach und Fach und wurden nie übertüncht; nur
dort, wo die Decke auf die Wand trifft, ist das Muster, in Höhe
der Puttenköpfe, unterbrochen. - Von den beiden unteren
Zonen der Dekoration sind keine originalen Teile mehr nach-
weisbar, an der Schmalseite des Palastes verschwanden sie im
Gemäuer der Durchfahrt des Torturmes.
Die Sgraffiti des links angebauten Turmes sind modern; ob
die Fortsetzung der Dekoration am rechten Anbau ursprünglich
vorhanden war, ließ sich nicht nachweisen.
Mhü/ar.- Cristofano Gherardi (lt. Vasari), zwischen
1330 und 1334. - Seit 1328 (lt. Kallab, Nr. 12, im Herbst dieses
Jahres) befand sich Gherardi in Florenz als Angehöriger der
Truppe des Capitano Giovanni de'Turrini aus Borgo. Nach
Beendigung des Krieges im August 13 30 übernahm Alessandro
Vitelli aus Cittä di Castello das Kommando (»la guardia«), er
hörte von der Kunst Cristofanos und schickte ihn mit Battista
della Bilia und einem anderen Battista nach Cittä di Castello
«a lavorare di sgrafhto e di pitture un giardino e loggia, che a
Cittä di Castello aveacominciato...» (Vasari vi, 213). Vasari
berichtet weiter, er habe Gherardi schon 1328 (lt. Kallab, Nr. 12:,
im Juli) bei einem Besuch des Malers Rosso Fiorentino in Borgo
kennen und schätzen gelernt, so daß er später ein Jahr mit ihm
zusammenarbeitete (welches Jahr das war, läßt sich nicht fixie-
ren); anschließend heißt es, daß Vasari im Auftrag des Herzogs
Alessandro zusammen mit Antonio da Sangallo d.J. und Pier
Francesco da Viterbo nach Cittä di Castello ging (lt. Kallab,
Nr.43: 1334 [?], was aber zu spät angesetzt sein dürfte): «... per
riparare le mura del detto giardino del Vitelli, che minacciavano
rovina, meno secö Cristofano, acciö, disegnato che esso Vasari
avesse e spartito gli ordini de'fregi che s'avevano a fare in
alcune stanze, e similmente le storie e partimenti d'una stufa,
ed altri schizzi per le facciate delle loggie, egli e Battista sopra-
detto il tutto conducessero a perfezione: il che tutto fecero tanto
bene, e con tanto grazia, e massimamente Cristofano, che un
ben pratico e nell'arte consumato maestro non arebbe fatto tanto;
e che e piü, sperimentandosi in quell'Opera, si fece pratico
oltremodo e valente nel disegnare e colorire.» - Vermutlich
rühmt sich Vasari rückblickend auch hier mehr als ihm zukommt
(die Vita Gherardis wurde erst in die 2. Ausgabe der Künstier-
viten von 13 68 aufgenommen, als die geschilderten Ereignisse
schon bis zu 40 Jahren zurücklagen; 13 2 8 warVasari 17 Jahre alt).
Das in einer Mappe der Uffizien mit angeblichen
Goldschmiedezeichnungen aufgefundene Blatt 2133 orn. zeigt
zwei durch einen Streifen horizontal getrennte Groteskenfriese
(Feder über Kreideskizzierung, 11,3x21,3 cm, Abb. 110). Bei
richtiger Montierung des senkrecht durchgerissenen Blattes
zeigt sich, daß der obere Fries dem Sphingenfries, der das
Erdgeschoß über den Tondi abschließt, entspricht, während
der untere Fries des Blattes, der in der Mitte und an den
Seiten ausgeschnitten ist, von der Dekoration der entsprechen-
den Tondozone der Fassade abweicht (statt der Putten Genien
mit Pflanzenleibern, statt der Vögel Delphine). - Nach dem
Verlauf der Schnittränder und den bogenförmigen Begren-
zungslinien am Unterrand des Blattes zu schließen, handelt es
sich an den Seiten um grobe Ausschnitte kleiner Runde und
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