102
ABELS TOD
Figuren zu geschlossener räumlicher Wirkung zusammengefügt, wie dort
steht der dunkle Oberkörper Adams im Gegensatz zu dem kühlen Blond
der Knabengestalt. Aber die Verfolgung des Kontrastes bis in die gegen-
sätzliche Färbung der Figuren, das grelle Hellblau von Himmel und Ferne,
der rötlichbraune Grundton wirken hier zu einem unangenehm harten Klang
zusammen. Besonders auffällig ist das Bemühen um einen strengen Auf-
bau der Darstellung, ln Übereinstimmung mit der einfachen und klaren
Linienführung des Hintergrundes sind die beiden Gestalten, die liegende und
die kniende, in eine regelmäßige kubische, den unteren Bildecken ent-
sprechende Pyramide komponiert, die durch überschneidende Diagonalen
(Arm Abels, Hirtenstab) mit dem Bildrand verbunden ist und selbst die
ferne Gestalt des fliehenden Kain in die geschlossene Fügung des Aufbaues
miteinbezieht. Die sonst nicht übliche Auffassung des meist dramatisch be-
wegter behandelten Gegenstandes als Darstellung der Trauer des Vaters
um den toten Sohn ist offenbar sehr bewundert worden, da mehrere Wieder-
holungen erwähnt werden^). Eine veränderte Fassung, einheitlicher in warm-
brauner Färbung des Abendlichts, befindet sich, in sehr schlecht erhaltenem
Zustand, beim Conte Merenda zu Forli: mit ausdrucksvoller Gebärde des
Entsetzens steht Adam dort auf der linken Seite des Bildes vor dem ähnlich
wie im Barberinibild am Boden hingestreckten Leichnam. Dramatischer in
der Stimmung als diese beiden Fassungen ist nach der Radierung Earloms
die verschollene Darstellung des Brudermordes, die 1766 Sir Joshua Reynolds
besaß'-). Vorn liegt der Tote mit emporgezogenem Knie in der Verkürzung
h Eine Rötelstudie in den Uffizien (Nr. 9518). — Die von Nagler Sacchi selbst zu-
geschriebene seltene Radierung nach dem Gemälde ist von seinem Schüler Maratti, wie
auch die kaum leserliche Bezeichnung zu bestätigen scheint. — Am 28. November 1662
werden bezahlt ,,80 sc. al S. Abb.e Vaini Erede Benef.o del S. And.a Sacchi p. prezzo
d' un quadro di mano di d.o Sacchi rappr.e Abele ucciso da Caino" (G. Incisa della
Rocchetta, L' Arte XXVH, 73). — Eine Wiederholung des Gemäldes erwähnen die Romführer
im Palazzo Colonna. Eine andere befand sich in der Sammlung der Königin Christine
von Schweden (Catalogo de'quadri della Regina di Svezia, 2689; Granberg, La Galerie de
tableaux de la Reine Christine de Suede, 1897). Sie gelangte in die Galerie des Herzogs
von Orleans [Liste des tableaux . . . que M. le Duc de Brachiane a vendu a S. A. R.
Msg. le Duc d' Orleans Regent, )uin 1695 (Paris, Bibi. Nat. Msc. franc. 9447: Cotte, Papiers
divers, fol. 205), gestochen in Crozats Recueil]. 1798/9 wurde sie mit der Sammlung in
London zum Verkauf gestellt und für 20 Pfund von Mr. Udney erworben (Passavant,
Kunstreise in England, 508); Sammlung Earl of Yarborough, Brocklesby (Galleries and
Cabinets of Art in Great Britain, Suppl.-Band, 439). — Ein Schulbild mit Veränderungen
im Museum zu Nfmes.
s) John Boydell exc. 1766.
ABELS TOD
Figuren zu geschlossener räumlicher Wirkung zusammengefügt, wie dort
steht der dunkle Oberkörper Adams im Gegensatz zu dem kühlen Blond
der Knabengestalt. Aber die Verfolgung des Kontrastes bis in die gegen-
sätzliche Färbung der Figuren, das grelle Hellblau von Himmel und Ferne,
der rötlichbraune Grundton wirken hier zu einem unangenehm harten Klang
zusammen. Besonders auffällig ist das Bemühen um einen strengen Auf-
bau der Darstellung, ln Übereinstimmung mit der einfachen und klaren
Linienführung des Hintergrundes sind die beiden Gestalten, die liegende und
die kniende, in eine regelmäßige kubische, den unteren Bildecken ent-
sprechende Pyramide komponiert, die durch überschneidende Diagonalen
(Arm Abels, Hirtenstab) mit dem Bildrand verbunden ist und selbst die
ferne Gestalt des fliehenden Kain in die geschlossene Fügung des Aufbaues
miteinbezieht. Die sonst nicht übliche Auffassung des meist dramatisch be-
wegter behandelten Gegenstandes als Darstellung der Trauer des Vaters
um den toten Sohn ist offenbar sehr bewundert worden, da mehrere Wieder-
holungen erwähnt werden^). Eine veränderte Fassung, einheitlicher in warm-
brauner Färbung des Abendlichts, befindet sich, in sehr schlecht erhaltenem
Zustand, beim Conte Merenda zu Forli: mit ausdrucksvoller Gebärde des
Entsetzens steht Adam dort auf der linken Seite des Bildes vor dem ähnlich
wie im Barberinibild am Boden hingestreckten Leichnam. Dramatischer in
der Stimmung als diese beiden Fassungen ist nach der Radierung Earloms
die verschollene Darstellung des Brudermordes, die 1766 Sir Joshua Reynolds
besaß'-). Vorn liegt der Tote mit emporgezogenem Knie in der Verkürzung
h Eine Rötelstudie in den Uffizien (Nr. 9518). — Die von Nagler Sacchi selbst zu-
geschriebene seltene Radierung nach dem Gemälde ist von seinem Schüler Maratti, wie
auch die kaum leserliche Bezeichnung zu bestätigen scheint. — Am 28. November 1662
werden bezahlt ,,80 sc. al S. Abb.e Vaini Erede Benef.o del S. And.a Sacchi p. prezzo
d' un quadro di mano di d.o Sacchi rappr.e Abele ucciso da Caino" (G. Incisa della
Rocchetta, L' Arte XXVH, 73). — Eine Wiederholung des Gemäldes erwähnen die Romführer
im Palazzo Colonna. Eine andere befand sich in der Sammlung der Königin Christine
von Schweden (Catalogo de'quadri della Regina di Svezia, 2689; Granberg, La Galerie de
tableaux de la Reine Christine de Suede, 1897). Sie gelangte in die Galerie des Herzogs
von Orleans [Liste des tableaux . . . que M. le Duc de Brachiane a vendu a S. A. R.
Msg. le Duc d' Orleans Regent, )uin 1695 (Paris, Bibi. Nat. Msc. franc. 9447: Cotte, Papiers
divers, fol. 205), gestochen in Crozats Recueil]. 1798/9 wurde sie mit der Sammlung in
London zum Verkauf gestellt und für 20 Pfund von Mr. Udney erworben (Passavant,
Kunstreise in England, 508); Sammlung Earl of Yarborough, Brocklesby (Galleries and
Cabinets of Art in Great Britain, Suppl.-Band, 439). — Ein Schulbild mit Veränderungen
im Museum zu Nfmes.
s) John Boydell exc. 1766.