D!E TRUNKENHEiT NOAHS
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gesehen am Boden, durch wild verkrümmte Baumstämme sieht man den
schwelenden Opferstoß, über dessen Rauch Gottvater erscheint, den fliehen-
den Kain verfluchend. Die Linienführung der in ein rechtwinkeliges Dreieck
geschlossenen Komposition stößt wie ein Keil, dessen Spitze der Fliehende
bildet, in die Tiefe.
Besonders begehrenswert muß den Sammlern die fast lebensgroße Dar-
stellung der ,Trunkenheit Noahs" (Tafel XIX) erschienen sein, die gleichzeitig
mit den Entwürfen für das Fresko der ,,Zerstörung der Götterbilder" im Bap-
tisterium des Laterans entstanden ist* *). Nach Passeri (327) befand sich
das Original beim Contestabile Colonna^). Erzherzog Leopold Wilhelm
ließ es, da sein Bevollmächtigter eine eigenhändige Arbeit nicht bekommen
konnte, in Rom kopieren^). 1648 erwarb Don Flavio Ruffo, ein Verwandter
des Kunstsammlers Marchese Antonio Ruffo in Messina, der sich so lebhaft
für Werke Rembrandts interessiert hat, in Rom eine Wiederholung des Ge-
mäldes^). Das einzige heute bekannte Original kam in den Besitz Friedrichs
des Großen und befindet sich jetzt im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin
(Nr. 422R). Arich diese Darstellung scheint ihren Ruf der klaren und
und eindringlichen Schilderung des Gegenstandes zu verdanken, dem aus-
drucksvollen Gegenspiel der links vorn in ganzer Höhe die Bildfläche füllen-
den, kräftig und warm getönten Hauptfigur des spottenden Cham und dem
h Die Rückseite einer der Zeichnungen für das Fresko (Windsor Castle, Nr. 4869)
zeigt Rötelstudien zum liegenden Akte Noahs und zur Figur des spottenden Cham, der
im Typus mit dem die Götterstatue zertrümmernden Jüngling im Fresko übereinstimmt.
Der Catalogo dei quadri e pitture esistenti nel Palazzo dell' Ecc. ma Casa Colonna
in Roma (1783), Nr. 112, führt nur eine ,,gute Kopie" an, während das Inventar des Pa-
lazzo Barberini von 1704 ein „Original" der Darstellung verzeichnet.
3) Diese Kopie in verkleinertem Maßstab befindet sich in der Wiener Staatsgalerie
(Nr. 558); sie kommt bereits 1659 im Inventar der erzherzoglichen Sammlung vor. —
Noch am 10. Juni 1661 empfängt der im Sterben liegende Maler auf Veranlassung Kardi-
nal Antonios von ,,S. Gasp.o Marcaccioni 200 scudi p. prezzo della copia del quadro
del Noe fatto da esso p. donare al S. Abb.e Rospigliosi" (G. Incisa della Rocchetta,
L'Arte XXVH, 74).
*) Das in Rom erworbene Bild traf am 2. April 1648 in Messina ein (Notamento di
quadri prezzo e num.o di essi, che me ritrovo io D. Antonio Ruffo in casa: ,,E p. uno
quadro di p.mi 8 e 10 di And.a Sacchi nel quäle vi e 1' Istoria di Noe Innebriato in Pres.za
delli tre figli, costö ln Roma per mano del S.r Abb.e d.i 200 di quella m.ta . . ."). An-
geblich ist das Exemplar der Galerie Ruffo später in die römische Sammlung Sciarra
gelangt, aus der es von Sen. Chimirri in Catanzaro erworben wurde. Bollettino d' arte X
(1916): Galleria Ruffo nel secolo XVH in Messina, 30, 34, 387; XH1 (1919), 44.
3) Ein Rötelentwurf in den Uffizien (Nr. 1426).
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gesehen am Boden, durch wild verkrümmte Baumstämme sieht man den
schwelenden Opferstoß, über dessen Rauch Gottvater erscheint, den fliehen-
den Kain verfluchend. Die Linienführung der in ein rechtwinkeliges Dreieck
geschlossenen Komposition stößt wie ein Keil, dessen Spitze der Fliehende
bildet, in die Tiefe.
Besonders begehrenswert muß den Sammlern die fast lebensgroße Dar-
stellung der ,Trunkenheit Noahs" (Tafel XIX) erschienen sein, die gleichzeitig
mit den Entwürfen für das Fresko der ,,Zerstörung der Götterbilder" im Bap-
tisterium des Laterans entstanden ist* *). Nach Passeri (327) befand sich
das Original beim Contestabile Colonna^). Erzherzog Leopold Wilhelm
ließ es, da sein Bevollmächtigter eine eigenhändige Arbeit nicht bekommen
konnte, in Rom kopieren^). 1648 erwarb Don Flavio Ruffo, ein Verwandter
des Kunstsammlers Marchese Antonio Ruffo in Messina, der sich so lebhaft
für Werke Rembrandts interessiert hat, in Rom eine Wiederholung des Ge-
mäldes^). Das einzige heute bekannte Original kam in den Besitz Friedrichs
des Großen und befindet sich jetzt im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin
(Nr. 422R). Arich diese Darstellung scheint ihren Ruf der klaren und
und eindringlichen Schilderung des Gegenstandes zu verdanken, dem aus-
drucksvollen Gegenspiel der links vorn in ganzer Höhe die Bildfläche füllen-
den, kräftig und warm getönten Hauptfigur des spottenden Cham und dem
h Die Rückseite einer der Zeichnungen für das Fresko (Windsor Castle, Nr. 4869)
zeigt Rötelstudien zum liegenden Akte Noahs und zur Figur des spottenden Cham, der
im Typus mit dem die Götterstatue zertrümmernden Jüngling im Fresko übereinstimmt.
Der Catalogo dei quadri e pitture esistenti nel Palazzo dell' Ecc. ma Casa Colonna
in Roma (1783), Nr. 112, führt nur eine ,,gute Kopie" an, während das Inventar des Pa-
lazzo Barberini von 1704 ein „Original" der Darstellung verzeichnet.
3) Diese Kopie in verkleinertem Maßstab befindet sich in der Wiener Staatsgalerie
(Nr. 558); sie kommt bereits 1659 im Inventar der erzherzoglichen Sammlung vor. —
Noch am 10. Juni 1661 empfängt der im Sterben liegende Maler auf Veranlassung Kardi-
nal Antonios von ,,S. Gasp.o Marcaccioni 200 scudi p. prezzo della copia del quadro
del Noe fatto da esso p. donare al S. Abb.e Rospigliosi" (G. Incisa della Rocchetta,
L'Arte XXVH, 74).
*) Das in Rom erworbene Bild traf am 2. April 1648 in Messina ein (Notamento di
quadri prezzo e num.o di essi, che me ritrovo io D. Antonio Ruffo in casa: ,,E p. uno
quadro di p.mi 8 e 10 di And.a Sacchi nel quäle vi e 1' Istoria di Noe Innebriato in Pres.za
delli tre figli, costö ln Roma per mano del S.r Abb.e d.i 200 di quella m.ta . . ."). An-
geblich ist das Exemplar der Galerie Ruffo später in die römische Sammlung Sciarra
gelangt, aus der es von Sen. Chimirri in Catanzaro erworben wurde. Bollettino d' arte X
(1916): Galleria Ruffo nel secolo XVH in Messina, 30, 34, 387; XH1 (1919), 44.
3) Ein Rötelentwurf in den Uffizien (Nr. 1426).