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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 42.1894

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26. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.57404#0635
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Zllustrirte Weit.

633


Inhalte Kenntnis genommen und dasselbe, mit
meinem Sekret wieder versiegelt, dem Fürsten
Wittgenstein zur Ausbewahrung zurückgegeben."
Bald daraus saud Schneider durch Zusall

dem Geiste und den Anschauungen dieses aufgeklärten
Fürsten völlig entspricht.
Ursprünglich soll dieser Ring von dem Kurfürsten
j Johann Cicero herstammen, welcher 1499 starb, in-



Stanscrhornbahn: Gegen Rigi und Stans.

Stanserhornbahn: Stanserhorn gegen Sarnen.

historisch
nachweis-
Am Hose

Neichshanptstndt noch ein
anderes Geheimnis, wel-
ches, wenn auch weniger schauerlich
als die Geschichte der weißen Frau,
doch immerhin seltsam und rätsel-
haft genug ist. Der Vorleser des
unvergeßlichen Kaisers Wilhelm l.,
Hofrat Schneider, erwähnt dieses

dessen
ist dies
bloße
Ver-
mu-
tung
und
nicht
bar.
erzählte man sich,
daß dieser Ring
derselbe sei, wel-
chen die berüch-
tigte Gräfin Lich-
tenau, die Ge-
liebte des schwa-
chen Königs
Friedrich Wil-
helm II., demsel-
ben auf dem
Sterbebette vom
Finger gezogen
habe. Als nämlich der König dem Tode nahe war,
soll die Gräfin das Kleinod gewaltsam an sich genommen
haben, der Sterbende aber, welcher nicht mehr Kraft
genug besaß. Widerstand zu leisten, stieß mit matter
Stimme den Ruf aus: „Her den Ring!" Da fuchte

Myste-
rium
in seinem
Werke: „Aus
dem Leben Kai-
ser Wilhelms",
aber auch in in-
timeren Hofkreisen
ist dasselbe längst
bekannt und viel
besprochen worden. Nach der Erzählung Schneiders
befand sich derselbe an einem Wintermorgen des Jahres
1865 im Adjutantenzimmer des königlichen Palais, als
ihm dort der Krontresorier Heiling begegnete, der ein
längliches, zweimal gesiegeltes Paket trug. Die Auf-
schrift desselben, von der Hand Friedrich Wilhelms IV.
herrührend, lautete dem Sinne nach:
„Ich habe dieses Paket in Gegenwart meiner
Schwester, Louise der Niederlande, geöffnet, von dem

iu der Manuskripteusammluug der
Berliner königlichen Bibliothek in
einem Folioband, welcher den Titel
führte: „Goldmacherei der alten
Chursürsten und andere Supersti-
tiosa", eine Notiz des Inhalts,
Friedrich der Große habe beim An-
tritt seiner Regierung auch ein
Schächtelchen mit einem Ringe, in
welchem sich ein schwarzer Stein
befand, nebst einem Zettel König
Friedrich I. vorgefunden, der etwa
folgendermaßen gelautet habe:
„Diesen Ning hat mir mein
seliger Herr Vater auf Dero Sterbebette
eingehändigt mit der Eriuueruug, daß, so
lauge dieser Riug bei dem Hause Branden-
burg erhalten werde, solches nicht allein
Wohlergehen haben, sondern anch wachsen_
und znnehmen würde."
lieber den geheimnisvollen Ursprung dieses Gold-
reifs berichtet eine zweite Notiz von unbekannter Hand.
Diese Mitteilung, welche sich wie ein Märchen aus
den Sammlungen Bechsteins oder der Gebrüder Grimm
liest, rührt, nach der Orthographie zu schließen, aus
der ersten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts her,
und ihr Inhalt ist wörtlich folgender:
„Eyner fürstlichen Person, Sagt man, soll eyne
große Kröte, eynen Güldenen ring mitt eynem Demantt
vndt 2 Rubinen versetzt, aufss Bett gebracht haben,
vndt auß ihrem mnndt vor Sie fallen lassen, in dem
gedachte Fürstinn eben zu dem mahl in der Geburth
gearbeitet. Dieser ring soll noch heutiges Tages dem
in des Stammes erstgebohrenen, immer fort, zum ge-
dächtniß vndt vermeintem, hierunter verborgenen Glück
vndt Wohlergehen gegeben vndt zugeeignet werden."
Hosstaatssekretär Dohme gab an, er habe verschie-
dene Papiere, die sich auf den Ring bezögen, dem
Fürsten Wittgenstein übergeben, darunter auch einige
Bleististzettel, aus deren einem von der Hand König
Friedrich Wilhelms II. gestanden habe: der Ober-
kastellan Lehmann solle bei seinem Kopfe vorsichtig mit
dem Ringe umgehen; auch sei eine drei Seiten lange
Geschichtserzählung unter diesen Papieren gewesen, nach
welcher unter anderem König Friedrich II. gesagt habe:
„Ich glaube gar nicht an solche Dinge, der Ring soll
aber doch ausbewahrt werden," — ein Ausspruch, der


Stanserhornbahn: Gegen die Verner Alpen.
 
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