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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 2
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Kelsen, Hans: Der Begriff des Staates und die Sozialpsychologie: mit besonderer Berücksichtigung von Freuds Theorie der Masse
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0151
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Der Begriff des Staates und die Soziafpsydiofogie

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StaatsreAtslehre ihr Analogon, wie ich im einzelnen nach-
gewiesen habe*.
So Endet die von der Sozialpsychologie aufgezeigte Beziehung
zwischen dem Religiösen und Sozialen von der erkenntniskritischen
Seite her ihre Bestätigung. Von deren Standpunkt aus gesehen,
stellt sich der Staat darum als ein Gottes*Begriff dar, weil er auf
dem für die theologisAe Methode charakteristischen Systeme
Dualismus beruht, d. h. weil er als Hypostasierung der Einheit
der Rechtsordnung als ein dieser gegenüber transzendentes Wesen
ebenso erzeugt wurde, wie Gott als eine Personifikation der Natur
zu einem dieser letzteren transzendenten Gebilde fingiert wurde.
Von einem erkenntniskritischen Standpunkte kommt es vor allem
darauf an, die theologisAe Methode in den GeisteswissensAaften
und speziell in den SozialwissensAaften zu überwinden, den
System*Dualismus zu beseitigen. Gerade in dieser Richtung
aber leistet eine unschätzbare Vorarbeit die psycho-
logische Analyse Freuds, indem sie aufs wirksamste die
mit der ganzen Magie jahrhundertalter Worte aus^
gerüsteten Hypostasierungen Gottes, der Gesellschaft
und des Staates in ihre individual-psychologischen
Elemente auflöst.

i Vgf. dazu meine Schrift der soziofogische und der juristisdie Staats*
begriff 1922, S. 219 ff.
 
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