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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 3
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Pfister, Oskar Robert: Die Religionspsychologie am Scheideweg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0410
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Dr. Oskar PRster

Vorkämpfer reichlich Dank gespendet, wenn die Vertreter der
Handfertigkeitspsychologie, der irrealen Experimentierkünsteleien
und der öden Prinzipienreiterei ihn mit allen Mitteln der Bnt-
Stellung und Verunglimpfung — Girgensohn ist viel zu vornehm,
um an ihr teilzunehmen! — verfolgten. Ich halte die Psycho-
analyse für eine theoretisA und praktisch ungemein fruchtbare
und dankbare, wenn auch niAt für die einzige religionspsyAo-
logische Methode.
Die Religionspsychoiogen müssen sich ernstlich entscheiden,
ob sie sich durch den trügerisAen Köder der angeblichen Bxakt-
heit von der deutschen — fast nur noch deutschen —
einseitigen Bxperimentalpsychologie einfangen lassen oder zu einer
lebensgerechten Methode des Beobachtens und Experimentierens
übergehen wollen. Ohne g^ist= und religionsgemäße Versuche am
lebenden Menschen und ohne ErforsAung des unbewußten, niAt
nur dunkelbewußten SAaffens ist alle ReligionspsyAologie ein
totgeborenes Kind.
Girgensohns Berg hat eine Maus geboren. Sein positives
Verdienst, die mühselige Bearbeitung des religiösen Erlebens,
redme iA ihm trotzdem hoA an. NoA wertvoller aber ist, wenn
die Leser die nötigen Mittel auftreiben, der negative Dienst: Die
Warnung vor gesAiAts- und seelenwidriger Kraftvergeudung.
Wieviel alle Zweige der grausam verknöAerten Theologie
durA die neue TiefenforsAung zu gewinnen haben, hoffe iA in
einer anderen Arbeit zeigen zu können. Und daran soll miA auA
der Umstand niAt hindern, daß die Bedingungen für eine wirkliA^
keitsgereAte WissensAaft heute so ungünstig als nur mögliA liegen.
 
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