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zilthun konnte. So wie sie anders nicht einschlief,
als beym Schall der Stimme ihres Vorlesers,
so erwachte sie auch sogleich, sobald die Stimme
schwieg.

Am Tage war die Rede nicht davon, nur ein
einzigesmahl in der Stadt zu speisen: er durfte in
seinem Geschäfte nicht nachlässig werden, welkes
andre Verwandten, und zwar nahe Verwandten
gab: mit einem Worte, Orrphilens Leben war eine
immerwahrende Arbeit und Aufopferung. Dafür
sprach Madam Erbine auch von sonst nichts als
von ihrem reihenden Neveu. Er war wirklich rei-
hend: außer dem Titel eines Erben, besaß er die
standesmaßigen Geschicklichkeiten. Er hatte ge-
lernt in seinen Ehrfurchtsbezeugungen gezwungen,
in seinen Dienstleistungen bis auf Kleinigkeiten ge-
nau, und in seinen Gefälligkeiten erfinderisch zu
seyn. Er lobte die vergangne Zeit, und schimpfte
auf die gegenwärtige. Mir alten Leuten gierig er
am liebsten um; junge Leute waren ihm lästig.
Dies alles begleitete er mit zahlreichen Betrachtun-
gen. Von den vier Stufen des menschlichen Alters
wären ihrer zwey füglich abzuschaffen; man hatte
grade zu aus der Kindheit ins Alter übergehen sol-
len; die Zeit die zwischen diesen beyden äußersten
Enden des menschlichen Lebens verstriche, sey wirk-
lich verlohren, weil sie immer zwischen khörichten
Entwürfen und unsinnigen Handlungen gcchctlt
wäre. Mit einem Worte, taufend andere eben so
tiefsinnige Reden bezauberten die gute Tante, für
Oriphi-
 
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