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Die Rechtsbelehrung.
Anekdote.
Neulich war ich bey einem meiner Freunde, einem
Advocaten Zeuge von einer Rechtsbeiehrung, diemip
sehr sonderbar vorkam. Ich befürchte, sie möchte
ein Famiiiengeheimniß bleiben; und da rch denke,
ein guter Bürger müsse dem Publikum nie etwas
entzieh«, das ihm zur Belehrung oder zum Zeitver-
treib dienen kann, so will ich ihm diese Anekdote
erzählen.
Sie betrift zwey Brüder, die, ohne eben sehr
reich zu seyn, dennoch große Ursache Hanen mit
dem Glück besser zufrieden zu seyn, als mit der
Natur; denn diese hatte sie beyde als eine wahre
Stiefmutter behandelt. Der Aelteste war beynahe
von seiner Geburt an taub, und der jüngste blind;
sie hatten folglich blos zwey gute Ohren, und zwey
gute Augen au sich. Dies war mcht genug: und
dies war es eben was ein Nachbar m Erwegung
zog, ein Original von dem ich Ihnen zwey Worte
sagen muß, denn er spielt eine Rolle in dieser Ge-
schichte. Dieser Mann lst eigentlich weder Oculist,
noch Arzt, noch Chirurgus; aber er ist dies alles
zugleich, und noch viel andres mehr. Er besitzt
Geheimnisse, vielleicht gar zauberische Mittel; mit
einem Worte, er treibt keine Kunst, und mischt
sich doch in alles. Er sieht keinen Kranken, ohne
Lust
Die Rechtsbelehrung.
Anekdote.
Neulich war ich bey einem meiner Freunde, einem
Advocaten Zeuge von einer Rechtsbeiehrung, diemip
sehr sonderbar vorkam. Ich befürchte, sie möchte
ein Famiiiengeheimniß bleiben; und da rch denke,
ein guter Bürger müsse dem Publikum nie etwas
entzieh«, das ihm zur Belehrung oder zum Zeitver-
treib dienen kann, so will ich ihm diese Anekdote
erzählen.
Sie betrift zwey Brüder, die, ohne eben sehr
reich zu seyn, dennoch große Ursache Hanen mit
dem Glück besser zufrieden zu seyn, als mit der
Natur; denn diese hatte sie beyde als eine wahre
Stiefmutter behandelt. Der Aelteste war beynahe
von seiner Geburt an taub, und der jüngste blind;
sie hatten folglich blos zwey gute Ohren, und zwey
gute Augen au sich. Dies war mcht genug: und
dies war es eben was ein Nachbar m Erwegung
zog, ein Original von dem ich Ihnen zwey Worte
sagen muß, denn er spielt eine Rolle in dieser Ge-
schichte. Dieser Mann lst eigentlich weder Oculist,
noch Arzt, noch Chirurgus; aber er ist dies alles
zugleich, und noch viel andres mehr. Er besitzt
Geheimnisse, vielleicht gar zauberische Mittel; mit
einem Worte, er treibt keine Kunst, und mischt
sich doch in alles. Er sieht keinen Kranken, ohne
Lust