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lehren. Man stelle sich Ephisens Betrübniß, und
Azelinens Verzweiflung vor. Morian schien nicht
weniger bekümmert zu seyn: er schien blos auf
Mittel zu sinnen diese trostlose Verliebte aufzurich-
ten. Endlich beredete er Ephiscn, Azetinen auf
ein Landguth zu führen, um sie von ihrer Betrüb-
niß abzuziehn : und diese beyden Freundinnen, die
an Morians Redlichkeit nicht langer zweifelten, be-
gaben sich mit einander auf ein Landguch, das dieser
letztre in einiger Entfernung von der Stadt besaß.
Azcline die in Traurigkeit ganz versenkt war,
folgte Eph-sen ohne weder Ia> noch Nein zu sagen,
sie hatte kein Verlangen, hatte keinen Willen mehr.
Ihr Äuge war trocken; die Quelle ihrer Thranen
schien vertrocknet zu seyn; ihre Stimme brachte
keinen vernehmlichen Ton mehr hervor; man hatte
sie für stumm und unempfindlich halten sollen. Den
folgenden Tag stund sie mit einem lächelndem Ge-
sicht, aber mit verwirrten Augen auf, gteng zu
Ephisen und sagte zu ihr: ich habe ihn gesehen,
Elenor wird gleich kommen, ich habe mit ihm ge-
sprochen, — sehen Sie ihn? er liebt mich noch
immer. Auf diese falsche Freude folgten fürchter-
liche Verzückungen; mit einem Worte Ephise be-
fürchtete Azelinens Organen möchten durch den
Schmerz auf immer in Unordnung gebracht worden
seyn. Dieser Anfall von Wahnwitz kam oft wie-
der, und in den Augenblicken, in welchen sie den
Gebrauch ihrer Vernunft wieder bekam, wurde ihr
Herz am heftigsten gequält.
I 4 Ephise
 
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