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den. Lucette, so sagte sie eines Tags zu ihr, den
junge Mensch, der uns gestern gegrüßt hat, liebt
Sie (bey diesem Worte wurde Lucette roch) und
hat mrr aufgctragen, Ihnen sehr vortheilhafte Vor-
schläge zu thun. Seine Lage erlaubt ihm nicht.
Ihnen die Hand zu geben; aber sehen Sie, was
er Ihnen anbietet, um Sie davor zu entschädigen.
Hierauf machte Constantia Lucetten mit Fleiß die
verführerische Schilderung von dem Glück das man
ihr bestimmte. Da sie aber in ihren Augen zu
lesen glaubte, daß ihr Herz dadurch gerecht werden
wollte, stürzte sie ein zärtliches Schrecken in ihre
Arme, und unter einem Lbranenguße rief sie aus:
mein liebstes Kind! Was wollt ihr, mein Schatz,
sagte Lucekte ganz erschrocken zu ihr? Lucette, ant-
wortete Constantia schluchzend Mit balbgeorochner
Stimme, meine theure Luchte? büren Sie sich,
daß Sie nicht in die Schlinge fallen, die man ihrer
Jugend legt. Glauben Sie daß Sie nichts als
Schande und Gewissensbisse davon haben würden,
wenn Sie dem Vergnügen nachstreben sollten.
Sie haben ein schreckendes Beysprei davon, meine
tbeure Lucette, (und ich werde kein Bedenken tra-
gen es Ihnen hier anzuführ n, weil der Stolz das
nicht ist, was ich Ihnen etnzuflößcn brauche) das
Beyspiel Ihrer unglücklichen Mutter.-
Bey diesem Worte, das Constantien entfuhr, muste
ihr das Herz nothwendlg brechen; aber Constantia
hatte sich selbst verleugnet, und sie lebte blos m ih-
rer li.b'n vucetke. Nacd einem langen Seufzer,
den sie nicht unterdrücken konnte, nahm sie ihre
ganze
 
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