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Imbert, Barthélemy; Gutsch, Christian Friedrich [Bearb.]
Morgenzeitvertreib, oder kleine Erzählungen (2. Bändchen) — Breslau und Leipzig: bey Christian Friedrich Gutsch, 1784 [VD18 90795121]

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https://doi.org/10.11588/diglit.50529#0136
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Boot auf der Rhone ausgestiegen war, kehrte cv
in Monkelimar, der letzten Stadt im Dauphine
ein, die durch ihren Wein von St. Peray, und
wkgen ihrer Trüffeln so berühmt ist. Mit Vergnü-
gen entdeckt er die alten Mauern des Amphitheaters
von Orange; da wird er aber seinen Vater nicht
finden.' Dreimal ist er an einem Sonntage die
Stadt durchlaufen; nicht eine Figur ist ihm aus-
gefallen. In dem Umfange der schonen Walle
Avignons find e er nichts. Er geht nach Taras-
con, und betet da auf dem Grabe der heiligen Mar-
tha, er fragt zu Salon tun Geist des Nostradamus
um Ratb ; küßr ehrerbietig dle Reliquien, die man
dem Volke zu Saint - Masclmin zeigt. Er läßt
allenthalben Messen lesen, und der Himmel giebt
ihm doch seinen Vater nicht wieder. Er kömmt
zu Marseille an; sein Vater ist nicht da. Ev
würde in Verzweiflung gerachen seyn, wenn ihn
sein Vertrauen auf Gott nicht noch erhalten hatte.
—- Frisch, Michael, sagte er zu sich selbst, fasse
Muth; alles sagt dir, daß du deinen Vater wie-
-erfinden wirst. — Traurig gieng er am Hafen
von Marseille spatzieren, und kümmerte sich wenig
um den Wald von Masten, die da durch einander
stehen und das Meer bedecken, um Hafen, Matro-
sen und Kaufleute, die da durch einander laufen und
sich stoßen, um die Menge Waaren aller Art, die
ein - rmd ausgeladen werden: er dachte nur an
seinen Vater. Ein Neapolitanisches Schiff wollte
eben unter Segel gehen. Das Geschrey, das die
Schiffsleute vor der Abfahrt erhüben, weckte ihn
 
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