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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0122
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Seite 102.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juni-Heft.

Jakob & Joseph Kohn, Wien.

Entwürfe für ein Schlaf-Zimmer.

£U UNSEREN ILLUSTRATIONEN.

Berlepsch's Einrichtung der Villa Tobler zu Zürich. —
Trotzdem die angewandte moderne Kunst so grossartige
Fortschritte gemacht und auf der Pariser Welt-Ausstellung
so glänzende Siege errungen hat, bringt man derselben in
der Schweiz noch wenig Beachtung entgegen. Der Kon-
servatismus ihrer Bewohner bekundet sich auch in dieser
Beziehung. Sie halten fest an dem Althergebrachten, jegliche
Neuerung ängstlich vermeidend. Die einheimischen Künstler,
die sich der modernen Bewegung angeschlossen haben, haben
sich redlich bemüht, die Ideen der neuen Kunst in das grosse
Publikum hineinzutragen, doch mit nur geringem Erfolge.
Hier sollte der Haupt-Anstoss von auswärts erfolgen. — Der
Münchener Künstler, H. E. Berlepsch-Valendas, erhielt den
Auftrag, die Räume der Villa Tobler in Zürich auszustatten.
Dies Werk ist jetzt vollendet und man kann sagen, dass es
wohl gelungen ist. Nicht sinnverwirrende Linien-Führungen
oder willkürlich angebrachte Ornamente, sondern einfache,
klare Formen sind es, mit welchen Berlepsch diese Räume
ausgeschmückt hat. Der Wechsel von freien Flächen mit
reicheren dekorativen Partien bildet auch hier das Karak-
teristikum der Raumgestaltung. Die Farbe tritt hinzu und
jeder einzelne Raum erhält durch sie eine seinem Zwecke
entsprechende Stimmung. Die Ornamente treten spärlich auf.
Sie sind stets am richtigen Platze und sie wirken durch ihre
Formen ebenso wohlthuend, als durch ihre Farben. Die Möbel
sind in einfachen, klaren Formen gehalten und vor allem, sie
sind praktisch. Die dekorative Verzierung beschränkt sich
hier ausschliesslich auf den Beschlag und auf vereinzelte
Schnitzereien; die Möbelstoffe sind gediegen und harmonieren
in der Farbe vorzüglich mit den Holztönen und den Zimmer-
Tapeten. Sehr gut wirken die Kupfer platten, die der Künstler
in der Form von runden Schalen mit getriebenen Ornamenten
mit pflanzlichen und tierischen Motiven in das Wandgetäfel
des Speise - Zimmers einfügt, oder auch zu Füllungen der
grossen Flügelthüren benützt. Eine sehr gute Leistung ist
das Rauch-Zimmerchen. Der gelbliche Naturton des Arven-
holzes steht hier in prächtigem Einklang mit den bemalten
Schnitzereien der Wand- und der Thür-Verkleidungen. Reich
gegliedert sind die auf ganz eigenartige Weise zusammen-

genieteten Gitter-Verkleidungen der Heizkörper, deren Formen
ebenso wie die kunstvollen Lusters aus der Pflanzenwelt
geschöpft sind. — Die beiden Wand-Brunnen im Speise-Zimmer
und in der Bibliothek, die ebenso so künstlerisch in der Form
wie zweckentsprechend sind, verdienen volle Aufmerksamkeit.

Der Speise-Saal aus einem Patrizier-Hause zu Lübeck,
den wir in den Reproduktionen auf Seite 106 u. 107 vor-
führen , ist nach eigenen Entwürfen der Firma Gebrüder
Wasserstradt, Möbelfabrik zu Lübeck, in dunkel poliertem
Mahagoni - Holz angefertigt worden. Den Abschluss der
Paneele bilden Wand- oder Gesims - Bretter, getragen von
Konsolen, deren Kapitale durchwegs verschiedene Motive in
ihren Schnitzereien zeigen. Ebenso interessant und künstlerisch
durchgebildet wirken alle anderen Schnitzereien, besonders
die am Oberteil des Sideboards angebrachten Wein- und
Fruchtranken, sowie die die Lisenen krönenden Kapitale. Die

J. & J. Kohn, Wien.

Schlaf-Zimmer.
 
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