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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Unser Wettbewerb: Wohnhaus eines Kunst-Freundes, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0132
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XII. Jahrg. 1901.

Darmstadt.

Juli-Heft.

Unser Wettbewerb : Wohnhaus eines Kunst-Freunpes.

nser Preis - Ausschreiben , das, wie schon
bekannt, am 16. und 17. Mai in Darmstadt
zur Entscheidung gelangte, blieb, wenn es
auch quantitativ und qualitativ immerhin ein
befriedigendes Resultat ergeben hat, doch
ohne den Erfolg, den wir angestrebt hatten
und den wir wohl auch erwarten durften.
Die den Wettbewerb leitende Idee: Zur Lösung wichtiger
Fragen innerhalb der modernen Architektur energisch beizu-
tragen, war klar und scharf in den Forderungen des Preis-
Ausschreibens zum Ausdruck gebracht. Es konnte niemanden
im Unklaren lassen, dass es vor allem darauf abgesehen
war, festzustellen, in wie weit und mit welchem Erfolge es
den jungen Strömungen bis jetzt gelungen sei, das Bollwerk
der Tradition zu durchbrechen. Und was wäre geeigneter
gewesen, auch breiteren Schichten Einsicht in die Reife der
modernen Bestrebungen auf architektonischem Gebiete zu
verschaffen, als die Gegenüberstellung einer Anzahl unter
gleichen Gesichtspunkten entstandener baulicher Schöpfungen,
und sei es auch nur im Entwürfe?

Wenn wir nun auch eine Anzahl recht reizvoller Archi-
tekturen erhalten haben, so waren diese, soweit sie aus
Deutschland stammen, nicht sehr dazu angethan, uns nach der
gekennzeichneten Richtung hin zu befriedigen, ein Umstand,
der in der verhältnismässig sehr schwachen Beteiligung der
deutschen Künstlerschaft zu suchen ist. Ohne das Eingreifen
des Auslandes wäre der Erfolg des Wettbewerbes sehr in
Frage gestellt worden; befinden sich doch unter den sechs
preisgekrönten bezw. angekauften Entwürfen nur zwei
deutschen Ursprunges. England dagegen stellte zwei seiner
bekanntesten und originellsten Künstler, Baillie Scott und
Rennie Mackintosh ins Feld; Oesterreich-Wien beteiligte sich

durch zwei hochachtbare Kräfte: Leopold Bauer und Oskar
Marmorek. Diese Anteilnahme der besseren und besten
Kräfte des Auslandes beweist nicht nur, dass dem Preis-
Ausschreiben eine weit über die Grenzen des Reiches hinaus-
gehende Beachtung gezollt worden war, sondern auch, dass
die ausserdeutschen Künstler allem Anschein nach freudiger
geneigt sind, zur Lösung ideeller Fragen beizutragen als die
unserigen. — Die Haupt-Punkte der Wettbewerbs - Ent-
scheidung sind aus dem im vorigen Hefte veröffentlichten
Protokolle bekannt; nur so viel möge noch bemerkt werden,
dass dem Entwürfe Baillie Scott's sicher der erste Preis zu-
erkannt worden wäre, wenn er gegenüber den meisterhaft
behandelten Innen-Räumen auch die äussere Form seines
Gebäudes mehr in neuzeitlichem Sinne ausgestattet hätte. —
Das hochkünstlerische Projekt von Rennie und Margaret
Mackintosh in Glasgow kam nur wegen quantitativer Un-
vollständigkeit (es fehlten die vorgeschriebenen drei Innen-
Perspektiven) nicht zur Preisverteilung in Betracht. Doch
beeilte sich der Verlag, auf den Vorschlag des Preisgerichtes
hin, diese eigenartige Schöpfung durch Ankauf zu erwerben.
Eine Arbeit, die den praktischen und ideellen Anforderungen
des Preis - Ausschreibens nach jeder Richtung hin genügt
hätte, befand sich unter den 36 eingegangenen Serien nicht.
Das Preisgericht sah sich daher veranlasst, von einer Vertei-
lung des I. Preises abzusehen, schlug jedoch vor, die ausgesetzte
Summe zum Ankauf einer Anzahl Einzelblätter zu verwenden,
welchem Antrage der Verlag auch gerne Folge gab.

Im Nachstehenden beginnen wir nun die Veröffentlichung
verschiedener preisgekrönter resp. angekaufter Entwürfe und
Einzelblätter. Den Beginn dieser Publikation macht in diesem
Hefte das einzige, mit einem Preise gekrönte deutsche Projekt
mit dem Motto: » Und?«, dessen Verfasser der Regierungs-

1901. VII.
 
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