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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: G. Serrurier-Bovy, Lüttich
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0047
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INNENDEKORATION

XIII. 3HHRG£fflG. Dcirmffcidf 1902. FEBRUHR=Hen\

G, Serrurier* Bouy—fcüftich.

In dem ersten Kapitel meines Buches: »Die
Renaissance im Kunstgewerbe« *), in welchem
ich von dem historischen Lauf dieser Renaissance
auf dem Kontinent spreche, gehe ich genau ein
auf die Rolle von A. W. Finch, der damals Maler
war, dann aber der berühmte Töpfer wurde, von dem
Jeder weiss, dass er sich jetzt in Finnland nieder-
gelassen hat und auf die von A. Serrurier-Bovy,
des ersten Architekten, welcher versuchte, auf dem
Kontinent eine radikale Umgestaltung der Möbel zu
bewirken. Ich stelle historisch fest, dass diese beiden
Künstler am Beginn der Renaissance im Kunst-
gewerbe auf dem Kontinent stehen, und dass sie
viel dazu beigetragen haben, ihr ihre Karakter-
Eigenschaften zu verleihen.

Ich halte es für angebracht hier zu wiederholen,
was ich in meinem Buch geschrieben habe, damit
das, was vielleicht auf jenen Seiten nicht ganz klar
ist, hier in hellem Licht erscheint, ich meine die
Bezeugung, dass sie auf dem Kontinent die ersten
waren, und dass wir alle ihnen weichen müssen.

Gegen 1891 wurde einer von uns, der zwar
in Belgien geboren, aber englischer Abstammung
war, A. Willy-Finch, als der erste über die Dinge
jenseits des Kanals belehrt, und er vertraute uns die

*) Verlag von Bruno & Paul Cassierer in Berlin.
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Neuigkeit an. Die Welt war dort drüben wirklich
eine andere als bei uns, und die Grundstoffe waren
dort bis zu einem solchen Grade erneuert, dass
man mit den von dort mitgebrachten Gegenständen
und Bestandteilen: Möbeln, Teppichen, Tapeten,
Bildern, Büchern sich eine glückliche, helle und
harmonische Wohnstätte schaffen konnte. Mehrere
von uns gingen über den Kanal und brachten
Dinge mit, die geeignet waren, dem Schmuck der
Innenräume, in welchen sie zu leben hatten, eine
neue Gestalt zu geben; die anderen, welche aus
Gründen, die man erraten wird, nicht die Ueber-
fahrt machen konnten, waren in den Stand gesetzt,
sich bei Serrurier in Lüttich damit zu versehen,
welcher unbestreitbar der erste Künstler auf dem
Kontinent war, der die Bedeutsamkeit des eng-
lischen kunstgewerblichen Stils begriff und der den
Mut hatte, ihn bei uns einzuführen und einzubürgern«.

Ich sage ausdrücklich, dass Serrurier nicht durch
den Enthusiasmus beeinflusst wurde, welchen
Finch offenbarte, und den er in jenem Augenblick
nicht persönlich kennen lernen sollte, und dass ihm
das Verdienst völlig zuerkannt werden muss, sich
über das, was in England vorbereitet wurde, unter-
richtet zu haben und in die moralische Ueberlegen-
heit einer Nation eingedrungen zu sein, welche
 
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