Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

DOI Artikel:
Velde, Henry van de: Die verstandesmäßigen und folgerechten Konstruktions-Prinzipien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0105
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNENDEKORATION

XIII. SflHRGHIlG, Dcirmlfcidf 1902. flPRi[i=H6FT.

Die Derffandesmäfjigen und folgerechten Konftrukfions=Prinzipien.

Wir können kurz behaupten, dass der Stil, der
sich auf dem Kontinent seit 1890 vorbereitet,
seine Basis und seine karakteristischen
»Eigentümlichkeiten den drei Faktoren entlehnt,
»deren Entstehen wir schon früher konstatiert haben;
■»der Zweckmässigkeit, der Bequemlichkeit und der
»Hygiene. Weil wir nun erkannt haben, dass der
»Stil aus einer so gesunden und lebensvollen Quelle
»schöpft, wird niemand uns das Vertrauen auf die
»Zukunft und die Ueberzeugung rauben, dass sich
»etwas vor unseren Augen vollzieht, das in Zukunft
»von Betracht sein wird.«

Dieser Satz, den ich hier als Motto anführe,
fasst kurz meinen ersten Artikel zusammen; ich
fühle aber das Bedürfnis, ihn wieder zu Anfang
des heutigen zu setzen, durch welchen ich ver-
suchen will, andere fundamentale Karakter-Eigen-
tümlichkeiten des gegenwärtigen Stils herauszulösen;
und unter ihnen ist es besonders eine, die um alle
neuen Schöpfungen in allen Ländern der Welt ein
sichtbares Band schlingt: ich meine das Prinzip der
verstandesmässigen und folgerechten Konstruktion.

Alles strebt in der Umwälzung der Architektur
nach Verallgemeinerung, und die drei oben ge-
nannten Faktoren tragen viel dazu bei, dass dieses
Resultat erreicht wird, weil sie allgemeiner und

1902. IT. 1

der ganzen Menschheit alltäglicher sind, als die,
welche früher auf die Architektur gewirkt haben.
Es kann in der That nur wenig abweichende An-
sichten über die Zweckmässigkeit der Dinge geben,
der Gedanke der Bequemlichkeit muss merklich
derselbe in allen Ländern der Erde sein, und die
Hygiene in der Architektur scheint mir überall
denselben Gesetzen unterworfen. Auch könnten so
geringe Unterschiede, wenn sie wirklich existierten,
keine sehr verschiedenen Resultate herbeiführen,
und es folgt daraus, dass wir einem einzigen und
allgemeinen Stil-Begriff entgegengehen.

Es liegt nichts Erstaunliches darin; und weil
doch alle Völker der Welt nach einem gleichen
Rechts- und Gerechtigkeits - Begriff, nach einer
gleichen militärischen und industriellen Organisation
streben, warum einigen sie sich nicht über ein
grundlegendes, architektonisches Stil-Prinzip?

Ich habe versucht, im ersten Teil dieses Heftes
Reproduktionen der Werke zusammenzustellen, die
ein gemeinsames Band verknüpft, und obgleich
sich dieses Mal meine Wahl auf deutsche Werke
beschränkt hat, kann ich doch sagen, dass sie für
die Welt massgebend sind, weil sie das Grund-
Prinzip offenbaren, das die architektonischen Ver-
suche der ganzen Welt in Verbindung bringen
 
Annotationen