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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: Die verstandesmäßigen und folgerechten Konstruktions-Prinzipien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0106

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INNEN-DEKORATION.

ARCHITEKT PROF. MESSEL—BERLIN.

Warenhaus Wertheim—Berlin: Kontor für den Verkatif von Theater-ßillets.

wird. Diese Werke verschwistern [sich direkt mit
anderen Werken, die sich in der ganzen Welt ver-
streut finden, weil sie das Prinzip offenbaren, das
in der Zweckmässigkeit der Dinge und in der
vollen Befriedigung der kleinsten Kedürfnisse liegt,
die die Anwendung des Monuments oder des zu
schaffenden Gegenstandes erlaubt. Wenn zwischen
diese Frage und das verwirklichte Werk eine Sorge
um den Stil tritt, so entsteht die augenscheinliche und
unfehlbare Gefahr, dass man der einen zum Nachteil
des andern dient; wenn im Gegenteil nichts zwischen
die Frage und das Werk tritt, sich nichts in die Sorge
mischt, wie man dem gesetzten Ziel am besten
dient, so wird der Erfolg gewiss und beinahe leicht.

Dieses Prinzip ist es, das ich zuerst herauszu-
lösen versuchen will; später wird noch Zeit sein,
den Stil selbst kennen zu lernen. Durch den heu-
tigen Artikel und durch die Reproduktionen der
Hauten und Innen-Räume, die ihn begleiten, will
ich mich nur auf dieses logische und folgerechte
Konstruktions-Prinzip stützen und zur Bethätigung
des neuen Stils einige Formen bringen, die bis
jetzt noch nicht dagewesen sind, und welche diese
Eigenschaft, früher noch nicht existiert zu haben,

nur dem Umstand verdanken, dass diejenigen,
welche sie der Welt schenken, sich nichts anderes
zur Aufgabe gestellt haben, als die durchaus zweck-
mässige Verwirklichung des Programms, das man
ihnen aufgestellt hatte.

In dem Warenhaus Wertheim in Berlin, das
Professor Messel vor zwei Jahren erbaute, und das
er erst ganz kürzlich vervollständigte, finden wir
zum ersten Mal das Konstruktions-Prinzip, welches
bei ähnlichen Hau werken dem Publikum von der
Strasse aus vergönnt, möglichst vieler Gegenstände
und möglichst vieler Fenster ansichtig zu werden.
Man musste darauf bedacht sein, die festen Massen
der Fassade noch mehr als man schon früher ander-
weitig versucht hatte, zu vermindern und sich so
viel Platz wie irgend möglich für die Fenster vor-
zubehalten. Im Warenhaus Wertheim scheint das
Problem durch ein System gelöst zu sein, das
epochemachend sein wird, und das ein vernünftig
denkender Schöpfer finden musste. Man errichtet
eine Reihe von hohen geraden Pfeilern, vom Boden
ausgehend und bis zum Dache reichend, das sich
frei auf sie lehnt und ein wenig überhängt. Zwischen
ihnen, durch Eisenbögen, auf welchen die Fuss-
 
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