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Velde, Henry van de: Einige Künstler Holland's und die Ausstellung Hugo Kochs in Düsseldorf
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0209
INNENDEKORATION
XIII. SflHRGHIlG. Dcirmftcidt 1902. flU6U5T=H6FT.
Einige Künffler ßollcmd's und die Husffellung ßugo Koches in Düffeldorf.
In Wahrheit habe ich geglaubt, dass das Prinzip
der verstandesmässigen und folgerechten Kon-
struktion sich schon etwas allgemeinere Geltung
verschafft hätte. Durch sorgfältiges Nachforschen
habe ich die Erzeugnisse dieses Prinzips im Aus-
lande ausfindig gemacht, und aus dem Resultat
dieser Untersuchung geht hervor, dass, wenn dieses
Prinzip auch die Architektur erobert und Schlacht
auf Schlacht über die Elemente und Verfahren ge-
winnt, welche früher den architektonischen Werken
ihren Erfolg sicherten, dieses Schöpfungs-Prinzip
nur langsam die industriellen Künste erobert, und
dass in gewissen Ländern der Sinn desselben noch
vollständig unbekannt ist.
Ich möchte in diesem Hefte durch Repro-
duktionen diese Behauptung erläutern und beweisen,
dass die Architektur einfacher und würdiger wird
und die tausend dekorativen Elemente, welche ihre
wesentlichen Mittel verhüllten und sie bis ins
Innerste verdarben, verachtet. Ueberall zeigt sich
eine bedeutende Anstrengung, und überall hat die
Tendenz einen ganz allgemeinen Karakter; von
Land zu Lande bestehen die Unterschiede eigent-
lich nur in der bald ein wenig grösseren, bald
geringeren Schmiegsamkeit einer und derselben
Linie! Diese Linie ist durchaus organisch; d. h.
1902. VIII. I.
der Gedanke, welcher sie leitet, ist einfach eine
logische Folge der verschiedenen Teile, welche das
Haus oder das Monument ausmachen! Die indu-
striellen Künste könnten eine nützliche Lehre daraus
ziehen, wenn sie sich mit den Erzeugnissen der
modernen Architektur der letzten 4 oder 5 Jahre
in den verschiedenen Ländern der Welt bekannt
machten; aber an dieser .Stelle kann ich diese Lehre
nicht geben — weil die »Innen-Dekoration« der
Ausgestaltung von Innen-Räumen und dem Mobiliar
im eigentlichen Sinne vorbehalten ist!
Die Beiträge zur Ausgestaltung der Innen-
Räume, welche ich in diesem Heft vereinigt habe,
sind hauptsächlich holländischen Ursprungs, und
um einen genaueren Begriff des wesentlichen
Karakters der holländischen Kunst zu geben, schien
es mir gut, den Möbeln eigentliche Schmuck-Gegen-
stände und Geräte, welche diese Interieurs ver-
vollständigen, und gleichfalls wesentliche Bestand-
teile der Innen-Dekoration sind, beizufügen. Die
Renaissance des Kunst-Gewerbes in Holland ist
nicht älter als in Deutschland und in Frankreich.
Sie ist sicher jünger als diejenige, welche Belgien
so stark bewegte, und welche mit so besonderen
Karakt er-Eigentümlichkeiten zu Tage trat, dass es
scheint, als ob es vielmehr diese neuen Eigen-
XIII. SflHRGHIlG. Dcirmftcidt 1902. flU6U5T=H6FT.
Einige Künffler ßollcmd's und die Husffellung ßugo Koches in Düffeldorf.
In Wahrheit habe ich geglaubt, dass das Prinzip
der verstandesmässigen und folgerechten Kon-
struktion sich schon etwas allgemeinere Geltung
verschafft hätte. Durch sorgfältiges Nachforschen
habe ich die Erzeugnisse dieses Prinzips im Aus-
lande ausfindig gemacht, und aus dem Resultat
dieser Untersuchung geht hervor, dass, wenn dieses
Prinzip auch die Architektur erobert und Schlacht
auf Schlacht über die Elemente und Verfahren ge-
winnt, welche früher den architektonischen Werken
ihren Erfolg sicherten, dieses Schöpfungs-Prinzip
nur langsam die industriellen Künste erobert, und
dass in gewissen Ländern der Sinn desselben noch
vollständig unbekannt ist.
Ich möchte in diesem Hefte durch Repro-
duktionen diese Behauptung erläutern und beweisen,
dass die Architektur einfacher und würdiger wird
und die tausend dekorativen Elemente, welche ihre
wesentlichen Mittel verhüllten und sie bis ins
Innerste verdarben, verachtet. Ueberall zeigt sich
eine bedeutende Anstrengung, und überall hat die
Tendenz einen ganz allgemeinen Karakter; von
Land zu Lande bestehen die Unterschiede eigent-
lich nur in der bald ein wenig grösseren, bald
geringeren Schmiegsamkeit einer und derselben
Linie! Diese Linie ist durchaus organisch; d. h.
1902. VIII. I.
der Gedanke, welcher sie leitet, ist einfach eine
logische Folge der verschiedenen Teile, welche das
Haus oder das Monument ausmachen! Die indu-
striellen Künste könnten eine nützliche Lehre daraus
ziehen, wenn sie sich mit den Erzeugnissen der
modernen Architektur der letzten 4 oder 5 Jahre
in den verschiedenen Ländern der Welt bekannt
machten; aber an dieser .Stelle kann ich diese Lehre
nicht geben — weil die »Innen-Dekoration« der
Ausgestaltung von Innen-Räumen und dem Mobiliar
im eigentlichen Sinne vorbehalten ist!
Die Beiträge zur Ausgestaltung der Innen-
Räume, welche ich in diesem Heft vereinigt habe,
sind hauptsächlich holländischen Ursprungs, und
um einen genaueren Begriff des wesentlichen
Karakters der holländischen Kunst zu geben, schien
es mir gut, den Möbeln eigentliche Schmuck-Gegen-
stände und Geräte, welche diese Interieurs ver-
vollständigen, und gleichfalls wesentliche Bestand-
teile der Innen-Dekoration sind, beizufügen. Die
Renaissance des Kunst-Gewerbes in Holland ist
nicht älter als in Deutschland und in Frankreich.
Sie ist sicher jünger als diejenige, welche Belgien
so stark bewegte, und welche mit so besonderen
Karakt er-Eigentümlichkeiten zu Tage trat, dass es
scheint, als ob es vielmehr diese neuen Eigen-