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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: Die verstandesmäßigen und folgerechten Konstruktions-Prinzipien
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Turiner Ausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0112

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INNEN-DEKORATION.

108

architekt a. hki'.si.aukr—berlin. Pfeiler der Fassade der

■»Polnischen Apotheke.«

sieht an den Reproduktionen in diesem Hefte (S. i ig,
120, 121, 128), dass er nur in diesem Falle wirklich
Glückliches schuf, und dass seine Schöpfungen von
zweifelhaftem Geschmack werden, wenn er sich von
jenem Prinzipe entfernt. Das verstandesmässige und
folgerechte Konstruktions- Prinzip ist eine ebenso
absolute Regel, wie der Glaube absolut ist. Es geht
nicht an, sich nur von Zeit zu Zeit danach zu richten,
wie es sich auch nicht passt, nur von Zeit zu Zeit zu
glauben und fromm zu sein. In beiden Fällen ist es
besser ganz frei zu sein, weil das Heil auch anderswo
sein kann. Das Heil wird aber niemals in Kompro-

missen liegen und es erscheint nur wie ein Wunder,
dass ein Künstler zwei Schöpfungs-Prinzipien haben
kann und dass er aufrichtig sie zu vereinen sucht.

Durch Berechnung kann der Mensch alles;
aber ich denke, wohlverstanden, nicht daran, irgend
einen der hier genannten Künstler zu beschuldigen
zwei oder mehreren Göttern auf einmal zu dienen.
Auf ihnen lastet die Schwere ihrer ganzen Erziehung
und reisst sie wider ihren Willen fort, sobald sie
sich ein wenig hingeben. Für uns ist es leichter
als für sie etwas Ganzes zu sein. Die Neuerer sind
beinahe immer Autodydakten. Die Belehrung hat
bei ihnen keine Spuren hinterlassen, und hat ihren
Geist nicht eingeschläfert. Der verwegene und
freudige Sturm, den die Neuerer, die sich in Deutsch-
land Riemerschmid, Behrens, Pankok, Obrist und
ich selbst nennen, gewagt haben, zeugt wohl davon.
Kühn, närrisch, ihre Kraft und Frische verkündend,
ist die Schar weit von einem Ziele entfernt, das
ich wohl sehe. Ich fürchte, dass unsere Arbeit einst
nur bewertet wird, wie eine grosse hinweisende
Geberde, der das Zusammenraffen unserer vollsten
Energie Kraft verliehen hat. henry van de vf.lde.

"T^URINER AUSSTELLUNG. Die Eröffnung
X der Ausstellung ist unwiderruflich auf den
26. April er. festgesetzt. Der Präsident des fran-
zösischen Ausschusses, Mr. Geröme, hat nun auch
die Teilnahme der staatlichen Manufakturen von
Sevres und der Gobellins erlangt. Die holländische
Regierung hat ihrer Sektion eine Unterstützung von
10000 Gulden bewilligt, während ihr eine Summe
in gleicher Höhe von privater Seite zufloss. Auch
von den Vereinigten Staaten gingen inzwischen
sehr erfreuliche Nachrichten ein. Aus ihnen geht
hervor, dass die Anmeldungen stets weiter ein-
laufen, und in letzter Zeit sich auch die Rockwood
Pottery Comp, aus Cincinnati mit einer äusserst
interessanten Sammlung, sowie die berühmte Firma
Tiffany, die Henry Bonnard Bronze Comp, und der
Bildhauer P. R. Bartlett, letzterer mit Bronzen, be-
teiligen werden. Schliesslich verspricht auch die
japanische Sektion einer weitgehenden Bedeutung
nicht zu entbehren. — Der Vorstand des Verbandes
der deutschen Kunstgewerbe- Vereine, bestehend aus
Prof. v. Thiersch, Hof-Juwelier Merk und Direktor
Welzel aus München sowie Architekt Bruno Möhring
aus Berlin wurde vom Reichskanzler und dem
Grafen Posadowsky empfangen, wobei die Pläne
für die deutsche Abteilung vorgelegt wurden. Der
Reichskanzler und Graf Posadowsky sagten jede
Förderung der Bestrebungen auf eine würdige
Vertretung deutschen Kunstgewerbes in Turin zu.
 
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