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Velde, Henry van de: Die verstandesmäßigen und folgerechten Konstruktions-Prinzipien
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0107
INNEN-DEKORATION.
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böden der verschiedenen Etagen ruhen, verbunden, bringt man die Fenster
hinein, die so die freigebliebene Partie zwischen den Pfeilern schliessen.
Das Erstaunlichste ist, dass dieser Vernunftsschluss, der kindisch
erscheint, nicht schon eher gezogen, ist, und dass gerade der,
welcher ihn gezogen hat, weder die Naivität eines Kindes,
noch die eines Autodydakten besitzt. Professor Messel
ist, wie kein Anderer, über die Stile dokumentiert,
und er liebt sie leidenschaftlich. Wenn ich das
Warenhaus Wertheim zu kritisieren hätte, müsste
ich bei dem Gefühl des Unbehagens verweilen,
das ich vor diesem gewaltigen Werk empfinde,
einem der bedeutendsten der modernen Archi-
tektur, welches alle meine Hoffnungen zum
neuen Stil und alle meine Besorgnisse
in sich trägt, dass er nicht in seiner
Entwickelung durch architektonische
Ränke gehemmt werde, und aus
welchem ich das Beispiel entlehnen
kann zu allem, was ich liebe und
zu allem, was ich hasse. Es liegt
eine betrügliche Kompromettierung
in dem Gedanken, dass dieser Künstler,
dem der Ruhm zukommt, uns ein
neues System und Formen, die von
selbst in ihm entstanden sind, gegeben
zu haben, nicht das Bedürfnis fühlt, mit
dem zu brechen, was, wenn seine Um-
gebung auch so fortfahren sollte, im
Keim das ersticken muss, was er selbst
geschaffen hat. Glücklicherweise würden
Andere bereit sein, das Neue, was
Professor Messel uns sicher noch bringt,
aufzunehmen, aber wir können jetzt
schon Spuren von dem in Berlin finden,
was die Anwendung dieses Systems
hervorgebracht hat: Das Gebäude, wo
die Polnische Apotheke, von dem Archi-
tekten Breslauer in der Friedrichstrasse
erbaut, eingerichtet ist, und dasjenige, wo
sich die Union Bar in der Französischen
Strasse befindet.
Die Fassade des Warenhauses Wert-
heim ist die treffendste Kundgebung
dessen, was der moderne Stil den
logischen Folgen eines vernünftigen
Urteilens entlehnt. Ihr einfacher, recht-
schaffener Karakter, der vielmehr zu einem einfachen
äusseren Ansehen neigt, tritt klar hervor, und ich
glaube nicht, dass ein modernes architektonisches
Werk, welches aus ähnlichem Material wie das hier
verwandte hergestellt ist, ein stärkeres Gefühl des
Grossartigen und des fein Ersonnenen verursacht.
Es liegt mir daran, dass ich von der Fassade, die
an der Leipziger Strasse liegt, spreche; die andere,
ARCHITEKT PROF. MESSEL—BERLIN.
Warenhaus Wert heim Berlin:
Bruchstück der Haupt-Fassade.
von der ein Teil gleichfalls in diesem Heft reproduziert
ist, zeigt eine weit weniger bestimmte Absicht, sich
mit der einfachen Folgerichtigkeit zu begnügen,
sondern gefällt sich offenbar in rein handwerker-
mässigen Raffiniertheiten, in Reminiszenzen, deren
Anwendung mir trotzdem mühsam und unfruchtbar
erscheint. — Ich kenne nur wenig Ergreifenderes, als
den Anblick der hohen Pfeiler der Leipziger Strasse,
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böden der verschiedenen Etagen ruhen, verbunden, bringt man die Fenster
hinein, die so die freigebliebene Partie zwischen den Pfeilern schliessen.
Das Erstaunlichste ist, dass dieser Vernunftsschluss, der kindisch
erscheint, nicht schon eher gezogen, ist, und dass gerade der,
welcher ihn gezogen hat, weder die Naivität eines Kindes,
noch die eines Autodydakten besitzt. Professor Messel
ist, wie kein Anderer, über die Stile dokumentiert,
und er liebt sie leidenschaftlich. Wenn ich das
Warenhaus Wertheim zu kritisieren hätte, müsste
ich bei dem Gefühl des Unbehagens verweilen,
das ich vor diesem gewaltigen Werk empfinde,
einem der bedeutendsten der modernen Archi-
tektur, welches alle meine Hoffnungen zum
neuen Stil und alle meine Besorgnisse
in sich trägt, dass er nicht in seiner
Entwickelung durch architektonische
Ränke gehemmt werde, und aus
welchem ich das Beispiel entlehnen
kann zu allem, was ich liebe und
zu allem, was ich hasse. Es liegt
eine betrügliche Kompromettierung
in dem Gedanken, dass dieser Künstler,
dem der Ruhm zukommt, uns ein
neues System und Formen, die von
selbst in ihm entstanden sind, gegeben
zu haben, nicht das Bedürfnis fühlt, mit
dem zu brechen, was, wenn seine Um-
gebung auch so fortfahren sollte, im
Keim das ersticken muss, was er selbst
geschaffen hat. Glücklicherweise würden
Andere bereit sein, das Neue, was
Professor Messel uns sicher noch bringt,
aufzunehmen, aber wir können jetzt
schon Spuren von dem in Berlin finden,
was die Anwendung dieses Systems
hervorgebracht hat: Das Gebäude, wo
die Polnische Apotheke, von dem Archi-
tekten Breslauer in der Friedrichstrasse
erbaut, eingerichtet ist, und dasjenige, wo
sich die Union Bar in der Französischen
Strasse befindet.
Die Fassade des Warenhauses Wert-
heim ist die treffendste Kundgebung
dessen, was der moderne Stil den
logischen Folgen eines vernünftigen
Urteilens entlehnt. Ihr einfacher, recht-
schaffener Karakter, der vielmehr zu einem einfachen
äusseren Ansehen neigt, tritt klar hervor, und ich
glaube nicht, dass ein modernes architektonisches
Werk, welches aus ähnlichem Material wie das hier
verwandte hergestellt ist, ein stärkeres Gefühl des
Grossartigen und des fein Ersonnenen verursacht.
Es liegt mir daran, dass ich von der Fassade, die
an der Leipziger Strasse liegt, spreche; die andere,
ARCHITEKT PROF. MESSEL—BERLIN.
Warenhaus Wert heim Berlin:
Bruchstück der Haupt-Fassade.
von der ein Teil gleichfalls in diesem Heft reproduziert
ist, zeigt eine weit weniger bestimmte Absicht, sich
mit der einfachen Folgerichtigkeit zu begnügen,
sondern gefällt sich offenbar in rein handwerker-
mässigen Raffiniertheiten, in Reminiszenzen, deren
Anwendung mir trotzdem mühsam und unfruchtbar
erscheint. — Ich kenne nur wenig Ergreifenderes, als
den Anblick der hohen Pfeiler der Leipziger Strasse,