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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Commichau, Felix: Luxus und Raum-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0186
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INNEN'DEKORATfON

XIII. SflHRGHIlG. Dcirmffcidt 1902. UUM-HeST.

buxus und Raum = Kun[t,

Es gibt Begriffe, die sich jeder festen Um-
grenzung beharrlich entziehen; Begriffe, die
so wandelbar sind, wie das Leben selbst,
und auch so beweglich. Der Kreis ihrer Geltung
verändert sich unaufhörlich; er wächst und schrumpft
auf Antrieb von tausend geheimen Kräften; ja,
diese vermögen es sogar, ihn zu verschieben, oft nur
wenig, oft aber soviel, dass binnen weniger Gene-
rationen sein Inhalt ein völlig anderer geworden ist.
— Dem stärksten Wechsel sind ohne Frage jene Be-
griffe unterworfen, die mit der Kultur — aufgefasst
als der Resultante aus den seelischen Mächten,
den rein verstandesmässigen Kräften und dem
materiellen Vermögen des Einzelnen und der Völker
- in enger Beziehung stehen. Sind doch nicht
nur Generationen verschieden in ihrer Kultur! Ist
doch innerhalb eines Volkes, innerhalb einer Zeit,
die Kultur-Höhe eine derart ungleiche, dass man

- um diese Verschiedenheit zu veranschaulichen —
von Gebirg und Thal mit voller Berechtigung
reden könnte.

In innigstem Zusammenhange mit der Kultur
stand und steht der Begriff des Luxus; daher seine
starken historischen Wandlungen, daher noch heute
seine Abhängigkeit von Voraussetzungen aller Art.

- Nun ist hier eigentlich nicht der rechte Ort für

1902. VII. i.

trockene Definitionen und theoretische Tüftelei;
doch in Anbetracht der Wichtigkeit jenes Begriffes
für alle Kunst, besonders die angewandte, und der
engen Beziehung zwischen letzterer und diesen
Blättern, ist es geboten, Klarheit von Grund aus
über ihn zu verbreiten, stammten auch die Mittel
aus der grauen Rüst-Kammer der Theorie.

All' jene Dinge, die unserem Dasein in irgend
einer Weise dienen müssen, können wir daraufhin
betrachten, ob sie uns im Grunde entbehrlich sind
oder nicht. Jeder wird dies anders entscheiden;
jeder wird aus dem grossen Bereich der Lebens-
Mittel (in des Wortes weitester Bedeutung) eine
Wahl treffen, die ihrer Art und ihrem Umfange
nach von der aller anderen verschieden wäre.
Aehnlich in ihrem Entscheide wären sich nur Die-
jenigen, die sonst auch, ihrem Stande, ihrem Ver-
mögen nach gewisse Aehnlichkeiten aufweisen.
Die stärkste Verschiedenheit bestände aber wie
überall so auch hier - zwischen dem Geringen
und dem Mächtigen. Hundert Dinge, die der
Niedere nicht einmal kennt, sind mit der Lebens-
führung des Anderen so enge verwachsen, dass
dieser, müsste er sie plötzlich entbehren, mit vollem
Recht von einem Verlust sprechen dürfte. Wir
mögen nun folgern, dass mit zunehmender Macht
 
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