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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Commichau, Felix: Luxus und Raum-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0187

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i78

INN EN-DEKORATION.

ban.lie scott—London. Haus des Herrn Dr. R. K.-Mannheim.
Beleuchtungs-Körper aus Schmiede-Eisen.

der Kreis des Unentbehrlichen sich schrittweise
erweitert, sich aber auch derart noch verändert,
dass er Dinge ausstösst, deren Wesen an und für
sich zu enge ist, um sich, der EntWickelung des
Ganzen entsprechend, erweitern zu können. So
werden wir im Requisit des Unzivilisierten manche
Gegenstände als unentbehrlich bezeichnet finden,
die andererseits dem Fortgeschrittenen längst fremd
geworden sind. Diese Thatsache ist die einzige, die
die Geltung der sonst treffenden Definition des
Luxus durch Roscher, dem verdienten National-
Oekonomen (Ansichten der Volks-Wirtschaft I,
S. 112, Leipzig 1878) um ein Geringes zu beschränken
angethan ist. Roscher sagt: »Jeder Einzelne und
Stand, jedes Volk und Zeitalter erklärt alle die-
jenigen Konsumtionen für Luxus, welche ihm selbst
entbehrlich scheinen.^ Der Haupt-Vorzug dieser
Erklärung ist, dass sie die Relativität des Begriffes
eindringlich kennzeichnet, und dass sie — wähle
man einen Standpunkt, welchen man wolle — mit

grosser Sicherheit das, was von diesem aus für
Luxus gelten muss, umkreist. Wenn wir jedoch
nach dem Wesen des Begriffes forschen, lässt sie
uns im Stich; und wir sehen uns gezwungen, durch
den Ideen-Kreis des Volks-Wirtschaftlers hindurch,
tiefer zu steigen.

Betrachten wir den Ausdruck »das Unentbehr-
liche« näher, so finden wir, dass der damit getroffene
Begriff einer Verengerung fähig ist, die uns schliess-
lich zu dem hinleiten muss, was zur einfachsten
Fristung des nackten Lebens gehört. Und das, was
sich bisher unter dem Notdürftigen mehr oder minder
verbarg, tritt in der engsten Sphäre desselben deut-
lich hervor: es ist der Zwang, die natürliche Folge
der Lebensbejahung, es ist die Not. Diese Macht
durch das Aufrichten einer anderen zu brechen, ist
der Sinn aller Arbeit, die, durch unsere gewaltigste
Stärke, die Vernunft, geleitet, uns Mittel schafft,
unsere natürliche Kraft gewissermaßen zu poten-
zieren. Der Hebel, der von der Hand eines Kindes
regiert, einen Fels-Block stürzt, ist ein Symbol für
unsere Macht. Je grösser und gesicherter nun diese
ist, desto geringer der Aufwand an eigner lebendiger
Kraft gegen den Zwang der Not und desto grösser
die Alöglichkeit, dem uns allen innewohnenden
Drange zur Lust zu folgen. Unter diesem Gesichts-

baillie scott—London. Haus des Herrn Dr. R. K.-Afannheim.
Schreib-Stuhl mit Intarsie.
 
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