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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: Das Museum "Folkwang" in Hagen, [2]
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Velde, Henry van de: Patriz Huber, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0289

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INNEN-DEKORATION.

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in diesem Zeitraum angehäuft hat, erkannt und zum
Ausdruck gebracht zu werden. Solcher Ausgang
ist unabwendbar und wird sich immer wiederholen.

Es ist menschlich, dass man bei jedem Wende-
punkt den Höhepunkt erreicht zu haben glaubt;
und überhaupt ist uns eine solche Illusion wohl zu
gönnen. Auf diese Weise gehen wir bis zur
Vollendung; d. h. bis zum vollkommensten Aus-
druck unserer selbst, welcher die Eroberung aller
Dinge ist, welche unser Wirkungskreis und unsere
materiellen Bedürfnisse erheischen; aller Wahrheiten,
welche Ersatz bieten für die uns verloren gegangenen
religiösen Illusionen und moralischen Wertschätz-
ungen, welche sich umgewertet haben, und uns
andere geben werden, auf denen wir neue, frucht-
barere Regeln aufbauen können, weil sie uns mehr
dem gegenüberstellen, was Bestimmtes in uns liegt
und uns die Überzeugung liefern, dass nur in uns
selbst, in unserm Hirn und unserem eigenen Blut
die Quelle aller Kraft liegt. — h. van de velde-weimar.

kommener Korrektheit, und die Autorität, die er aus-
übte, hätte uns an seiner ausserordentlichen Jugend
zweifeln lassen können. Er zählte damals 23 Jahre.

Ich entsinne mich, in den zwei Häusern, die
er eingerichtet hatte, entscheidende Konstruktionen
und Formen erkannt zu haben, die unserem Stil
erhalten bleiben werden. — Um sich ihrer wieder
zu erinnern, genügt es, das wertvolle Buch zu durch-
blättern, welches Herr Alexander Koch nach dieser
Ausstellung herausgab, und sich bei dem Teil des
Buches aufzuhalten, welcher Patriz Huber gewidmet
ist. Er wurde darin gerade von demjenigen dem
Publikum vorgeführt, welcher ihm unmittelbar und
auf eine ebenso tragische Weise in den Tod folgte.

Die Karakteristik seines Werkes — ganz Ver-
nunft und Logik — und die Entwickelung seiner
Schöpfungen, die zu den normalsten gehören, gaben
uns Anlass zu glauben, dass er selbst die Wechsel-
fälle des Lebens, seine Schläge und Thorheiten
beherrschen würde, und dass er ihnen die Autorität
gegenüberstellen würde, in welcher er sich geübt
hatte. Niemand konnte eine so alltägliche und

Parriz Buber—Berlin f,

Per Tod herrscht unter uns, und
sein letzter Streich, welcher Patriz
Huber hinwegraffte, hat unsere
schönsten Hoffnungen zu Schanden ge-
macht. Der Zufall hat es mir gegeben,
dass wir uns persönlich kennen lernten,
aber während der Stunden des Schaffens
werden sich unsere Gedanken oft be-
gegnet sein, und immer werden sie sich
sympathisch begrüsst haben. Auf der
Suche nach einer verstandesmässigen
und folgerechten Konstruktion werden
sie sich überholt haben, oder auch auf
dem neuen Wege, den meine Linien-
Ornamentik vielleicht geöffnet hatte.

Ich brauche nicht zu sagen, warum
gerade jener mir am unmittelbarsten
sympathisch war unter den Künstlern,
welche die Darmstädter Kolonie bildeten.
Es fiel in die Augen, dass er ein entschie-
dener und eifriger Anhänger der Prin-
zipien war, die auch ich vertrete. Patriz
Huber verteidigte herrlich vergangenes
Jahr auf der Darmstädter Ausstellung
die Aussichten dieser Prinzipien, und
er bezeugte sein volles Vertrauen zu
ihnen, indem er nur sie allein Position
nehmen Hess. In diesem Künstler-
Wettstreit war seine Haltung von voll-

prof. h. van de velde.

Sciten-Thüre tm Folkwang-Mtiseum.
 
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