Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Das Naturstudium an den Kunstgewerbe-Schulen
DOI Artikel:
Professor Bruno Schmitz' Weinhaus "Rheingold" in Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0151
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

'37

keine Spinnen, die in Edelsteinfeuer eine weibliche Brust
zieren; keine Rosen, die auf Teppichen von Füßen
zertreten werden; keine Tierleiber, aus denen man uns
Getränke kredenzt; aber auch keine Stalleimer, die als
Vorbilder für Bowlengefäße herhalten mußten. Wie wir
heute Tierschutzvereine haben, die Mißhandlungen an
den Schutzlosen beseitigen wollen, so werden wir zu
einem stillschweigenden Übereinkommen durch unser
vertieftes, spekulatives Naturstudium gelangen —■ da wir
Ameisen und Pflanzen Seelen zusprechen — auch auf
dem Arbeitsgebiete der Kunst mit den Geschöpfen Gottes
keinen Mißbrauch und Unfug zu treiben. Der Kern
eines Programmes, das auch die Aufgaben der Kunst-
gewerbeschulen vertiefen wird.

PROFESSOR BRUNO SCHMITZ'
WEINHAUS „RHEINGOLD" IN BERLIN.

Vor Kurzem ist in Berlin das Haus »Rheingold«
eröffnet worden. Es war ursprünglich als ein
Bau für Konzerte, Versammlungen und große Feste ge-
plant. Diese Verwendung scheiterte indes an dem
Widerstande der Baupolizei, und so dient das Haus fürs
erste ausschließlich als Weinrestaurant. Allerdings sucht

es als solches wohl seinesgleichen. Eine Meisterschöpfung
des Architekten Professor Bruno Schmitz, der durch
sie sich als einer der bedeutendsten Künstler unsrer
Zeit bekundet, erscheint es in seiner nur durch mächtige
Reliefs aus der Hand Franz Metzners belebten Fassade
als ein schlichtes, seine Zweckbestimmung, deutlich zur
Schau tragendes Gebäude. Seine ganze Pracht ent-
faltet es im Innern. Hier sind dank dem Zusammen-
wirken des Architekten und Bildhauers, denen sich
noch der Plastiker Hermann Feuerhahn und der Maler
August Unger anreihen. im Muschel-, Pfeiler-, Onyx-
und Mahagonisaal, der Rotunde, dem Stein-, Bankett-
und Festsaale Räume von märchenhafter Feierlichkeit
und Stimmungskraft geschaffen worden. Am meisten
gilt dies für den Festsaal mit seinen riesigen, geheimnis-
vollen, dunklen Kaiserstandbildern, und dem Gold der
Orchester-Apsiden und des mächtigen kassettierten
Tonnengewölbes. Eine musterhafte Publikation dieses
Bauwerkes, mit etwa 60 meist ganzseitigen Abbildungen,
darunter einer Anzahl prächtiger doppelseitiger Beilagen
auf Kunstdruckpapier und instruktivem Texte aus der
Feder Hans Schliepmanns, findet sich im April-Heft
der „Deutschen Kunst und Dekoration" im Verlag von
Alexander Koch—Darmstadt. Das reichillustrierte Heft
ist auch einzeln zum Preise von Mk. 2.™ erhältlich. —

1907. IV.4
 
Annotationen