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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schulze, Otto: Drei Kunst-Ausstellungen am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0288
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274

INN EN-DEKORATION

darin ragen Cöln wie Mannheim weit darüber hinaus.
So gut das Düsseldorfer Trauzimmer gemeint sein mag,
an das von Albin Müller auf der vorigen Dresdner
Ausstellung, das mir zwar auch nicht ganz vollkommen
schien, es war zu süß, reicht es nicht heran. Man
darf gerade im Raum nicht zu viel sagen wollen. Mir
ist hier in Düsseldorf zu dick aufgestrichen mit Sprüchen,
Emblemen und Allegorien. Das stößt denkende Leute
ab, es stehen ja nicht alle, die sich hier zusammen-
geben lassen, im Zeichen des Honigmonds. Daß hier
bester Wille, guter Geschmack und viel Fleiß vorzüg-
liche technische Arbeiten geleistet haben, ist außer
Zweifel. Aber auch hier wäre »weniger« — »mehr«
gewesen. Auch in den andern Zimmern ist nicht die
Meisterschaft eines Olbrich oder Bruno Paul erreicht
worden, die in der Entkleidung von allem Nebensäch-
lichen, in der Knappheit des technisch-formalen Aus-
drucks, in der Betonung der künstlerischen Einheit und
Geschlossenheit wurzelt.

Aber Einzelheiten in der Düsseldorfer Abteilung für
Raumkunst und angewandte Kunst können wir unsere
warme Anerkennung nicht versagen. Es sind Objekte,
für die in Entwurf und Ausführung nur ein Urheber verant-
wortlich war, also nur Eigenes zu geben brauchte. Es sind
zum Teil wundervolle Arbeiten eines alten, in die neue
Zeit ebenbürtig hineingewachsenen Kunsthandwerks,
das sich den Künstlern nicht Untertan machen wollte.
Ich bedauere das nicht, je mehr Persönlichkeiten wir

interessanteste Ausstellung, ganz abgesehen
von Billings herrlicher Kunsthalle an diesem
Platze. Da ist schwer drüber zu reden,
es kommt auf die Ansprüche an, die man
stellt. Mir scheint Mannheim an erster Stelle
zu stehen, nicht qualitativ in allem, sondern
wirtschaftlich, es zählte bisher die meisten
Besucher, und kein Defizit haben, das soll
ja schon einen Ausstellungserfolg bedeuten.
Ich möchte jedem raten, alle drei Aus-
stellungen zu besuchen; vier bis fünf Tage
langen dazu einschließlich Reisezeit. Er
fange mit Düsseldorf an; alles in allem etwa
3000 Nummern, und darunter, selbst wenn
man sich das nachgerade ermüdende, lang-
weilende Lenbach - Kabinett schenkt, Zug-
stücke allerersten Ranges, die Raumkunst
allerdings ausgeschlossen. Aber die bildende
Kunst ist gut, übersichtlich nach ihren Pfleg-
stätten und Akademien vertreten; auch die
Architektur ist ziemlich umfassend zugelassen
worden. Überall begegnen wir den besten
Werken bekannter Größen und manchem
guten Stück des Nachwuchses. Die Greiner-
Abteilung allein lohnt eine mehrstündige
Fahrt nach Düsseldorf. Sicher findet jeder
Geschmack in Düsseldorf seine Rechnung;
ich selbst kann mich nicht mit allem ab-
finden. Schon in puncto Kunsthalle darf
man nicht an Mannheim denken, wenn auch
die Düsseldorfer in Rücksicht auf die Aus-
stellungs-Aufmachung auch vortrefflich ist.
Mit der Raumkunst in Düsseldorf kann ich
mich mit keinem der Zimmer befreunden,

LUDWIG PAFFENDORK — CÖLN.

Diele im hause Karl Peters—Cöln.
 
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