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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Widmer, Karl: Über das Gastzimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0268
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252

INNEN-DEKORATION

A. BEMBE, HOF-MÖBELFABRIK—MAINZ

MORGENZIMMER EINES HERRENSITZES A. RH.

ÜBER DAS GASTZIMMER

VON PROF. DR. KARL WIDMER

Seinem Kern und Hauptzweck nach ist das Gastzimmer
mit dem Schlafzimmer am nächsten verwandt. Im
einfachen bürgerlichen Wohnhaus wird damit seine Be-
stimmung auch im wesentlichen ausgefüllt sein. Zu einer
Gastfreundschaft im großen Stil ist hier kein Raum. Sie
beschränkt sich meistens auf den engern Kreis der Ver-
wandten und nächsten Freunde. Hier lebt der Besuch
den Tag über in der Familie, ohne sich in seinem Behagen
und seiner Bewegungsfreiheit dadurch allzusehr beein-
trächtigt zu fühlen. Seine Ansprüche an das Gastzimmer
decken sich mit einem freundlichen und gesunden Raum
für die Ruhe.

Immerhin wird er dafür dankbar sein, wenn ihm das
Zimmer etwas mehr bietet als eine bloße Schlafstätte.
Für eine besondere Form des Gastzimmers in der Anlage
und architektonischen Ausbildung des Raums wird sich
freilich im städtischen Miethaus keine bestimmte Forde-
rung aufstellen lassen; hier muß man eben unter den nor-
malen Zimmerformen der Etagenwohnung wählen. So
bleibt also nur in der Ausstattung dafür größerer Spiel-
raum. Die Grundlage der Einrichtung bildet natürlich
das eigentliche Schlafzimmermöbel. Darunter soll der

Kleiderschrank ausgiebig genug sein und wohl ausgerüstet
mit den verschiedenen Abteilungen zum Hängen und
Legen der Kleider und Wäsche. Ein großer Spiegel wird,
wo sonst an Raum und Mitteln gespart werden soll, am
zweckmäßigsten an der Innenseite einer Schranktüre an-
gebracht. Der Waschtisch, der in diesem Fall unentbehr-
lich ist, wird in seinem unteren Teil am besten als Kom-
mode mit Schubladen ausgebildet. Als Bett ist die weiß-
lackierte eiserne Bettstelle einem billigen Holzbett jeden-
falls vorzuziehen.

Zu diesen Hauptstücken der eigentlichen Schlaf-
zimmereinrichtung kommen in zweiter Linie solche, die
über das Notwendige hinaus auch der größeren Behag-
lichkeit des Gastes dienen. Das Wichtigste davon ist
ein Ruhebett, am besten in der bequemen Form der Otto-
mane, oder mindestens ein Liegestuhl. Als weitere Ver-
vollständigung des Gastzimmers käme ein Schreibtisch
in Betracht. In modernen Gasthäusern, die hier ja mancher-
lei Anregung geben können, findet man eine besonders
zweckmäßige Form, die zugleich als Ankleidetisch dient.
Der mittlere Teil der Tischplatte kann aufgeklappt und
in einen Frisierspiegel mit Flügeln verwandelt werden.
 
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