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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Eulenberg, Herbert: Ausstellung Gebrüder Schürmann: betrachtet von Herbert Eulenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0125
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INNEN-DEKORATION

AUSSTELLUNG GEBRÜDER SCHÜRMANN-KÖLN ANKLEIDEZIMMER. ENTWURF: F. A. BREUHAUS

AUSSTELLUNG GEBRÜDER SCHÜRMANN

^BETRACHTET VON HERBERT EULENBERG

Ein Ausschmücker von Wohnungen, mit dem Fachwort helle Knöpfe zum Aufziehen der Fächer. Schlafzimmer
»Innenarchitekt« bei uns benannt, ist ein Stück Dichter. sind immer eine besondere Stärke von Breuhaus gewesen.
Muß es jedenfalls seinem Beruf nach sein. Er bekommt Neuerdings gestaltet er seine Räume und Möbel mit Vor-
einen Raum vorgesetzt, falls er nicht das heutzutage sei- liebe ernster als früher, beruhigter und schwerer, wie er
tene Glück gehabt hat, diesen Raum auch äußerlich auf- denn überhaupt die tolle Launenhaftigkeit der Jugend
zubauen. Und in solch ein Vakuum soll er nun Möbel, und die Fülle seiner Einfälle vor der Schlichtheit und
Wände, Teppiche und Lichtquellen, kurzum die ganze Wohnlichkeit, die er jetzt bevorzugt, zurücktreten läßt. .
Einrichtung hineinkomponieren. Dazu gehört neben den Da ist eine Reihe neuer Wohnräume nach Entwurf
selbstverständlichen Voraussetzungen Schönheit-Sinn und von F. A. Breuhaus, von der Firma Gebrüder
Geschmack auch Wagemut. . Das ist das, was uns immer Schür mann in Köln in vornehmer Weise ausgeführt und
wieder an dem Baukünstler Fritz August Breuhaus an- — zusammen mit einigen Räumen, nach Entwurf von
zieht: der Mut, die Schmissigkeit, mit der er den Dingen Hildegard Ruth Geyer-Raack — in einer Ausstellung
zu Leibe rückt. Sein rheinisches Geblüt unterstützt ihn vereinigt. Ein Herrenzimmer (S. 106, 107), das durch
dabei aufs schönste. Er vergrübelt sich selten, — eine Ge- seine Einfachheit überrascht. Köstlich der schwere, ge-
fahr, der sich manche neueren Künstler, in der Sucht, diegene Büchertisch, auf dem die schlanke Lampe prangt!
etwas noch nie Dagewesenes zu schaffen, leicht ausgesetzt Auch die Deckenbeleuchtung mit den vier geschweiften
sehen. Mit einer gewissen Unbekümmertheit springt er Leuchtdüten ist höchst eigenartig. Der rot gehaltene
in den Raum hinein, wobei er für jedes Innere und jede steinerne Kamin, der seine Behaglichkeit in den Raum
Zweckbestimmung des Zimmers ein tiefes Verständnis ausströmt, ist zu beiden Seiten von zwei mächtigen, be-
mitbringt. Wie gut weiß er die Ecken eines Raumes zu quemen Sesseln eingefaßt. Dazu eine hellgrüne Tapete!
füllen und auszunützen! So etwa in einem Ankleide- Hier möchte man volle Stunden säumen und sich in irgend
zimmer (S. 104—105) mit einem riesigen dreigeteilten ein dickes Buch vertiefen — nur ab und zu leicht er-
Spiegel, vor den er einen gar nicht zierlichen, sondern gut schreckt von dem Knacken eines Holzscheits im Kamin,
sitzbaren, breiten Stuhl hinrückt. Dazu fügt er einen nicht Da ist noch ein Herrenzimmer (S. 108, 109),
eckigen, sondern rundlichen Putztisch, in der feinen Er- dessen schmucklose Behandlung zunächst wieder aufs an-
kenntnis, daß der Mensch beim Ankleiden in seinen noch genehmste berührt. »Breuhaus wird klassisch«, meinte eine
unfertigen oder halbfertigen Zuständen einer gewissen Dame, die sich zu gleicher Zeit mit mir durch eine Stiel-
Weichheit in seiner Umgebung bedarf. Und zu den dunk- brille den Raum betrachtete. Ein massiger Schreibtisch,
len Schiebläden dieses Putztisches fügt er als Kontrast eine Meisterleistung des Hauses Schürmann, wie geschaffen,

1927. III. 2.
 
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