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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Eulenberg, Herbert: Ausstellung Gebrüder Schürmann: betrachtet von Herbert Eulenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0126

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106

INNEN-DEKORATION

AUSSTELLUNG GEBRÜDER SCHÜRMANN-KÖLN HERRENZIMMER IN RÜSTERNHOLZ POLIERT

eine Enzyklopädie oder sonst ein gelehrtes Werk auf
ihm zu verfassen, wuchtet dicht vor dem Fenster. Auch
die übrigen Möbel hat Breuhaus voller und gewichtiger
gestaltet, als es sonst seine Art war. Freundlich einfach
sind wieder die Beleuchtungskörper behandelt. Beson-
ders die schmalen, röhrenförmigen an den Wänden, die
weißes Pergamentpapier umspannt. Der Kamin diesmal
ganz geradelinig ausgeführt und dadurch von überaus
eindrucksvoller und nachhaltiger Wirkung. »An diesem
Kamin könnte Portia gesessen haben«, bemerkte ich,
— um auch etwas Klassisches von mir zu geben, — zu
meiner Begleiterin, »Portia, die Gattin des Brutus, wissen
Sie, als sie auf die Nachricht vom Tod ihres Gatten
glühende Kohlen verschluckte, um ihm nachzusterben«..

Von ganz besonderem Reiz sind die Eßzimmer
(S. 111, 112, 116, 119). Eine Anrichte, aus edelstem
Nußbaumholz mit Metalleinlagen, fällt als ein meisterlich
geglücktes Stück des entwerfenden Künstlers und der
Werkstätten-Arbeit des Hauses Gebrüder Schürmann
auf. Ein Gläserschrank, seinem Zweck entsprechend etwas
höher gehalten, steht vorzüglich zu dieser Anrichte. Der
Eßtisch und die Stühle um ihn herum, mit Roßhaar auf den
Sitzflächen eingelegt, sind wiederum auffallend einfach
in der Form, aber gerade darum sehr nobel ausgefallen.

Am besten freilich scheint uns von den herrlichen Möbel-
stücken der Schreibtisch und der große Bücherschrank
in dem größeren Bibliothek-Zimmer (S. 114, 115)
geraten. Immer wieder kehrten wir auf unserer Wander-
ung durch die Räume zu diesen beiden Dingen als zu den

ruhenden Polen in der Erscheinungen Flucht zurück.
Hier sind Holzwerke geschaffen, an denen man sich nicht
satt sehen kann, bei denen wir stets aufs neue das eine
oder andere Wunder entdecken und bestaunen, was uns
noch entgangen ist. Fast wie ein Altarschrank breitet
der Bücherschrank sich aus mit seinen beiden geschlossen
gehaltenen, schönen Flügeln. Die Schiebfächer drunten
mögen für Radierungen oder Sammelmappen dienen, die
sich so schwer in den meisten Büchereien unterbringen
lassen und dann als die größten Staubfänger oben irgendwo
auf Schränken oder Gestellen offen herumliegen und lang-
sam vergilben. . Er erscheint uns, wenn man Preise für
die Möbelstücke aussetzen wollte, die Gebr. Schürmann
verfertigt haben, den ersten solcher Preise zu ver-
dienen: dieser gerade, fest gefügte Bücherschrank, dessen
oberes Stück sich mit einem ganz leichten Einschnitt, der
dem Ganzen sein Wohlgefälliges verleiht, von dem Unter-
satz abhebt. Sehr fesch ist auch der Teppich in dieser
Bibliothek, — die man gern einem Dichter oder Maler
zu Weihnachten oder zu seinem Geburtstag als Mäzen
schenken möchte, — falls man sich von ihr trennen könnte.

Vergessen wir nicht, noch weitere, wichtige Einzel-
heiten dieser Ausstellung zu erwähnen! Da sind da
und dort noch Köstlichkeiten, die einen bei der Durch-
wanderung der Räume angenehm aufhalten: in dem »Zim-
mer einer berufstätigen Dame« (S. 110, 118) und
dem Teezimmer (S. 117) nach Entwurf von Hilde-
gard Ruth Geyer-Raack ist ein anmutiger und doch
dauerhafter, zuverlässiger Schreibtisch für Damen, gerade
 
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