Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0330
DOI Artikel:
Schürer, Oskar: Die Stellung des Künstlers: im Altertum und in der Neuzeit
DOI Artikel:Herrigel, Hermann: Vom Sehen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0330
310
INNEN-DEKORATION
flössen waren. Und damit haben wir das Problem der Es ist die Gerechtigkeit der Geschichte, die dem
heutigen Kunst an einer Wurzel. Ehedem stand der Künst- Künstler für diese Einsamkeit des Schaffens, für diese
ler in einer sicheren »Tradition seiner Gilde«, seiner Werk- Selbst-Verantwortlichkeit das Gegen-Geschenk der höhe-
statt, seiner Meister und Vormeister. Von ihnen lernte ren sozialen Stellung zuerkannte. Wo aber Kunst ganz
er, in ihrem Kreise, von der gleichgestimmten Gesinnung zutiefst gelebt wird, möchte wohl mancher auf diese
der Genossen getragen, schuf er sicher und konfliktlos, äußerlichen Würden verzichten, wenn er dafür wieder jene
Seine Arbeit wuchs aus einem breiten Ackerboden der Sicherheit und Geborgenheit für sein Schaffen einzu-
allgemeinen Geltung, der Konvention der Vielen. Heute tauschen vermöchte, die dem Künstler ehemals gesichert
steht er »einsam«, auf sich selbst angewiesen, ganz auf waren. Denn der höchste Lohn allen Schaffens besteht
die schmale Basis der individuellen Empfindung, des Ge- doch im Schaffen selbst.......dr. oskar schurer.
schmacks gestellt. Sicher gibt es auch heute Schulen, *
Richtungen, Uberlieferungen. Aber was bedeuten diese A TOM SEHEN. Von der Welt als von einer Schöp-
dünnen Konventionen gegen jene viel stärkeren Gebunden- V fung sprechen kann nur der, der sieht, — und es
heiten früherer Zeiten!. Aus sich selbst muß der Künstler "ieht nur der, der glaubt. . Es gibt nichts, das stärker
nun alle Verantwortung für sein Werk schöpfen, er steht wäre, als das Sehen. Nur wo wir etwas sehen, lohnt es
der Welt, dem Publikum »gegenüber«, demselben Publi- sich, etwas zu sagen. Und was wir einmal gesehen haben,
kum, dessen selbstverständliches »Glied« er einstmals ist stärker, als was wir je gedacht haben, und wenn es
war in seinem Verflochtensein in die hegende Gilde . uns noch so gut begründet erschien. . hermann herrigel.
architekt
oskar kauf-
mann-berlin
»renaissance-theater«-berlin. wand mit heizkörper-verkleidung im logen-wandelgang
INNEN-DEKORATION
flössen waren. Und damit haben wir das Problem der Es ist die Gerechtigkeit der Geschichte, die dem
heutigen Kunst an einer Wurzel. Ehedem stand der Künst- Künstler für diese Einsamkeit des Schaffens, für diese
ler in einer sicheren »Tradition seiner Gilde«, seiner Werk- Selbst-Verantwortlichkeit das Gegen-Geschenk der höhe-
statt, seiner Meister und Vormeister. Von ihnen lernte ren sozialen Stellung zuerkannte. Wo aber Kunst ganz
er, in ihrem Kreise, von der gleichgestimmten Gesinnung zutiefst gelebt wird, möchte wohl mancher auf diese
der Genossen getragen, schuf er sicher und konfliktlos, äußerlichen Würden verzichten, wenn er dafür wieder jene
Seine Arbeit wuchs aus einem breiten Ackerboden der Sicherheit und Geborgenheit für sein Schaffen einzu-
allgemeinen Geltung, der Konvention der Vielen. Heute tauschen vermöchte, die dem Künstler ehemals gesichert
steht er »einsam«, auf sich selbst angewiesen, ganz auf waren. Denn der höchste Lohn allen Schaffens besteht
die schmale Basis der individuellen Empfindung, des Ge- doch im Schaffen selbst.......dr. oskar schurer.
schmacks gestellt. Sicher gibt es auch heute Schulen, *
Richtungen, Uberlieferungen. Aber was bedeuten diese A TOM SEHEN. Von der Welt als von einer Schöp-
dünnen Konventionen gegen jene viel stärkeren Gebunden- V fung sprechen kann nur der, der sieht, — und es
heiten früherer Zeiten!. Aus sich selbst muß der Künstler "ieht nur der, der glaubt. . Es gibt nichts, das stärker
nun alle Verantwortung für sein Werk schöpfen, er steht wäre, als das Sehen. Nur wo wir etwas sehen, lohnt es
der Welt, dem Publikum »gegenüber«, demselben Publi- sich, etwas zu sagen. Und was wir einmal gesehen haben,
kum, dessen selbstverständliches »Glied« er einstmals ist stärker, als was wir je gedacht haben, und wenn es
war in seinem Verflochtensein in die hegende Gilde . uns noch so gut begründet erschien. . hermann herrigel.
architekt
oskar kauf-
mann-berlin
»renaissance-theater«-berlin. wand mit heizkörper-verkleidung im logen-wandelgang