Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927
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Das Fenster in der Poesie: über Fenster, Gardinen und Blumen
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INNEN-DEKORATION
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AUS DER WOHNUNG Dr. W. IN BERLIN SOFA-ECKE IM EMPFANGSZIMMER
DAS FENSTER IN DER POESIE
ÜBER fenster, gardinen und blumen
Durch die Fenster in einem Haus / Schaut sein Ar- mer / Von manchem Fensteraug' heraus / Und spricht:
chitekt heraus«, dieser symbolisch gemeinte Spruch Hier ist ein traulich Zimmer / Ist ein gemütliches Zu-
enthält viel Wahres. Ungeschickt eingebaute Fenster kön- haus. .« Daß aber die leeren Fensterhöhlen bei aller stil-
nen einen Bau verderben: »Was nützt das schönste gerechten Anordnung noch keine Behaglichkeit aufkom-
Bauen? / Schlechte Fenster alles verhauen..« Oder: »Die men lassen, besagt ein Spruch: »Kahle Fenster, o wie
Fenster weisen in der Front / Des Architekten Hori- graulich / Erst Gardinen machen sie traulich!«
zont / Sie geben dem ganzen Gebau / Seine gute oder Die Auswahl der Fenster-Gardinen ist für den Innenraum
schlechte Schau«.. Wir wissen von den Schildbürgern, wichtig, hier trifft die kunstliebende Frau meist das Rich-
daß es Baumeister gab, die überhaupt ganz vergaßen, tige. In einem Vers ist dies ausgedrückt: »Am Fenster
Fenster-Öffnungen einzurichten; darauf bezieht sich die die Gardinen / Aus Tüll, Mull, Musselinen / Aus Spitzen,
Mahnung: »Was nützt das beste Gebau / Wenn die Fen- zarten, feinen / Aus buntgesticktem Leinen / Die schönste
ster fehlen zur Schau? / O über euch Schildbürgerlein / Augenschau / Das Werk der lieben Frau.«........
Macht die Fenster nicht gar zu klein!«...... Ein schöner Brauch ist es, Fenster mit Blumen zu
Bekannt und beliebt ist in Oberbayern das »Fen- beleben; diese Vorliebe spricht sich in einem sehr ge-
sterln«; in einem Schnadahüpfel spricht das ein Verheb- fühlvollen Gedicht aus: »Ein Fensterlein mit Morgen-
ter aus: »Wie guat is erdacht / Daß ma d'Fenster ge- sonne / Das ist mein Erdenschatz / Da wo im Kästlein
macht / Denn wo sollt ma sonst fensterin / No, dös wär Blumen blühen / Hat gold'nes Glück den Platz. / — Ein
do gelacht!«. Ein kleines Gedicht kennzeichnet die ver- himmelüberstrahlter Garten / Zu mir ins Morgenfenster
schiedenen Bedeutungen des Fensters: »Die Fenster sind sieht / Es kommen Amsel, Fink und Drossel / Und
des Hauses Augen / Zugleich auch Nas' und Mund / Man singen mir ihr Morgenlied. / — Sobald die dunkle Nacht
öffnet sie, die Himmelsluft zu saugen / Sie geben Licht entwichen / Schau ich hinaus zum Fensterlein / Und lebe
zur Tagesstund'. / Und ist es Nacht, quillt lichter Schim- auf wie neugeboren / Im Morgensonnenschein.« . . m. r.
INNEN-DEKORATION
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AUS DER WOHNUNG Dr. W. IN BERLIN SOFA-ECKE IM EMPFANGSZIMMER
DAS FENSTER IN DER POESIE
ÜBER fenster, gardinen und blumen
Durch die Fenster in einem Haus / Schaut sein Ar- mer / Von manchem Fensteraug' heraus / Und spricht:
chitekt heraus«, dieser symbolisch gemeinte Spruch Hier ist ein traulich Zimmer / Ist ein gemütliches Zu-
enthält viel Wahres. Ungeschickt eingebaute Fenster kön- haus. .« Daß aber die leeren Fensterhöhlen bei aller stil-
nen einen Bau verderben: »Was nützt das schönste gerechten Anordnung noch keine Behaglichkeit aufkom-
Bauen? / Schlechte Fenster alles verhauen..« Oder: »Die men lassen, besagt ein Spruch: »Kahle Fenster, o wie
Fenster weisen in der Front / Des Architekten Hori- graulich / Erst Gardinen machen sie traulich!«
zont / Sie geben dem ganzen Gebau / Seine gute oder Die Auswahl der Fenster-Gardinen ist für den Innenraum
schlechte Schau«.. Wir wissen von den Schildbürgern, wichtig, hier trifft die kunstliebende Frau meist das Rich-
daß es Baumeister gab, die überhaupt ganz vergaßen, tige. In einem Vers ist dies ausgedrückt: »Am Fenster
Fenster-Öffnungen einzurichten; darauf bezieht sich die die Gardinen / Aus Tüll, Mull, Musselinen / Aus Spitzen,
Mahnung: »Was nützt das beste Gebau / Wenn die Fen- zarten, feinen / Aus buntgesticktem Leinen / Die schönste
ster fehlen zur Schau? / O über euch Schildbürgerlein / Augenschau / Das Werk der lieben Frau.«........
Macht die Fenster nicht gar zu klein!«...... Ein schöner Brauch ist es, Fenster mit Blumen zu
Bekannt und beliebt ist in Oberbayern das »Fen- beleben; diese Vorliebe spricht sich in einem sehr ge-
sterln«; in einem Schnadahüpfel spricht das ein Verheb- fühlvollen Gedicht aus: »Ein Fensterlein mit Morgen-
ter aus: »Wie guat is erdacht / Daß ma d'Fenster ge- sonne / Das ist mein Erdenschatz / Da wo im Kästlein
macht / Denn wo sollt ma sonst fensterin / No, dös wär Blumen blühen / Hat gold'nes Glück den Platz. / — Ein
do gelacht!«. Ein kleines Gedicht kennzeichnet die ver- himmelüberstrahlter Garten / Zu mir ins Morgenfenster
schiedenen Bedeutungen des Fensters: »Die Fenster sind sieht / Es kommen Amsel, Fink und Drossel / Und
des Hauses Augen / Zugleich auch Nas' und Mund / Man singen mir ihr Morgenlied. / — Sobald die dunkle Nacht
öffnet sie, die Himmelsluft zu saugen / Sie geben Licht entwichen / Schau ich hinaus zum Fensterlein / Und lebe
zur Tagesstund'. / Und ist es Nacht, quillt lichter Schim- auf wie neugeboren / Im Morgensonnenschein.« . . m. r.