Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0415
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Wahl, Siri: Die heitere Stadtwohnung: Bemerkungen zur heutigen Wohnungsgestaltung
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INNEN-DEKORATION
395
AUS DER WOHNUNG Dr. W. IN BERLIN BLICK INS HERRENZIMMER MIT BÜCHEREI
DIE HEITERE STADTWOHNUNG
BEMERKUNGEN ZUR HEUTIGEN WOHNUNGSGESTALTUNG
Warum sollen nurHäuseraufdemLande, — die Die Wohnungskunst ist immer der Ausdruck des Zeit-
mitten in der Natur liegen, umgeben von bunten Geschmackes. Darum finden wir heute — in unserer
Wiesen und Wäldern, die im Vogelgezwitscher und in Zeit des Uberganges in ein neues, sehr wesensver-
der Sonne stehen, — warum sollen nur Landhäuser in schiedenes Zeitalter — in guten Wohnungen eine feine
ihrer Einrichtung lustig und bunt sein? . Ist es nicht »Verquickung« von Alt und Modern, die vielleicht
für die ganze Stimmung des heutigen, von Unruhe gehetz- so etwas darstellt wie eine Vermittlung zwischen dem
ten Großstädters von Vorteil, wenn etwas von jener starren Glanz der Vergangenheit und der Bewegtheit
Heiterkeit der Landhäuser auch in die Groß Stadt-W oh- des Heute. . . Wir überschauen mit nachsichtigem
nung verpflanzt wird, — aus deren Fenstern man nicht Lächeln die Ideale unserer Eltern und Großeltern, die in
auf bunte Wiesen und windbewegte Bäume blickt? . ihren Wohnungen sich nur mit dem Abglanz der Ver-
★ gangenheit umgaben; wir machen eine Verbeugung,
Wir kommen immer mehr ab von der schwerfälligen respektvoll und gemessen, vor der Ideen- und Formen-
Vorstellung, die Stadtwohnung müsse um jeden Preis weit früherer Zeiten, — sind aber zugleich erfüllt von
»seriös« wirken und durch kostbare Eleganz repräsen- klarem Wissen um unser eigenes Leben und dem Emp-
tieren. Der Großstädter von heute braucht helle, heitere finden für das Neue, für den Geist unserer Zeit und
Wohnräume, mit hellen Tapeten und bunten Cretonnes. . seine Entwicklung, die alles andere ist als Dekadenz. . .
Vielleicht hängt es mit dieser sich immer mehr durch- *
setzenden Auffassung zusammen, daß der formalistisch- Schlafzimmer, Eßzimmer, Frühstückszimmer und kleine
starre »Salon«, der einstens die »gute Stube« verdrängte, Wohnzimmer eignen sich wohl besonders für bunte heitere
mehr und mehr verschwindet und dem Bewegungsfrei- Stoffe und auch für moderne Möbel. In Repräsentations-
heit bietenden »Wohnzimmer« Platz macht. Das Nur- und Gesellschaftsräumen ist noch Platz genug für kost-
Repräsentative hat keinen rechten Daseins-Zweck mehr bare Möbel in formal gesteigerten Stilformen und
in einer Zeit, die das Konventionelle auszumerzen trachtet, schwere Damaste. . . Antik und modern —: wer diese
Die heutige Generation ist freier in ihren Lebensformen Verquickung feinfühlig gestalten kann, der ist wohl als
und darum auch leicht und heiter in ihrem Lebens-Stil. . »Kind unserer Zeit« zu bezeichnen......siri wähl.
1>27.1 4.
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AUS DER WOHNUNG Dr. W. IN BERLIN BLICK INS HERRENZIMMER MIT BÜCHEREI
DIE HEITERE STADTWOHNUNG
BEMERKUNGEN ZUR HEUTIGEN WOHNUNGSGESTALTUNG
Warum sollen nurHäuseraufdemLande, — die Die Wohnungskunst ist immer der Ausdruck des Zeit-
mitten in der Natur liegen, umgeben von bunten Geschmackes. Darum finden wir heute — in unserer
Wiesen und Wäldern, die im Vogelgezwitscher und in Zeit des Uberganges in ein neues, sehr wesensver-
der Sonne stehen, — warum sollen nur Landhäuser in schiedenes Zeitalter — in guten Wohnungen eine feine
ihrer Einrichtung lustig und bunt sein? . Ist es nicht »Verquickung« von Alt und Modern, die vielleicht
für die ganze Stimmung des heutigen, von Unruhe gehetz- so etwas darstellt wie eine Vermittlung zwischen dem
ten Großstädters von Vorteil, wenn etwas von jener starren Glanz der Vergangenheit und der Bewegtheit
Heiterkeit der Landhäuser auch in die Groß Stadt-W oh- des Heute. . . Wir überschauen mit nachsichtigem
nung verpflanzt wird, — aus deren Fenstern man nicht Lächeln die Ideale unserer Eltern und Großeltern, die in
auf bunte Wiesen und windbewegte Bäume blickt? . ihren Wohnungen sich nur mit dem Abglanz der Ver-
★ gangenheit umgaben; wir machen eine Verbeugung,
Wir kommen immer mehr ab von der schwerfälligen respektvoll und gemessen, vor der Ideen- und Formen-
Vorstellung, die Stadtwohnung müsse um jeden Preis weit früherer Zeiten, — sind aber zugleich erfüllt von
»seriös« wirken und durch kostbare Eleganz repräsen- klarem Wissen um unser eigenes Leben und dem Emp-
tieren. Der Großstädter von heute braucht helle, heitere finden für das Neue, für den Geist unserer Zeit und
Wohnräume, mit hellen Tapeten und bunten Cretonnes. . seine Entwicklung, die alles andere ist als Dekadenz. . .
Vielleicht hängt es mit dieser sich immer mehr durch- *
setzenden Auffassung zusammen, daß der formalistisch- Schlafzimmer, Eßzimmer, Frühstückszimmer und kleine
starre »Salon«, der einstens die »gute Stube« verdrängte, Wohnzimmer eignen sich wohl besonders für bunte heitere
mehr und mehr verschwindet und dem Bewegungsfrei- Stoffe und auch für moderne Möbel. In Repräsentations-
heit bietenden »Wohnzimmer« Platz macht. Das Nur- und Gesellschaftsräumen ist noch Platz genug für kost-
Repräsentative hat keinen rechten Daseins-Zweck mehr bare Möbel in formal gesteigerten Stilformen und
in einer Zeit, die das Konventionelle auszumerzen trachtet, schwere Damaste. . . Antik und modern —: wer diese
Die heutige Generation ist freier in ihren Lebensformen Verquickung feinfühlig gestalten kann, der ist wohl als
und darum auch leicht und heiter in ihrem Lebens-Stil. . »Kind unserer Zeit« zu bezeichnen......siri wähl.
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