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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Michel, Wilhelm: Der Mittelpunkt des Raumes
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0044
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INNEN-DEKO RATION

architekt fritz gross in wien tisch LI hd ledersessel. ein wohn ra lim

DER MITTELPUNKT DES RAUMES

Die Betonung des Mittelpunktes (Beleuch- des neuen Innenraumes etwas Wichtiges zu sagen,
tung, Tisch darunter, Stühle darum) ist in dem Nicht die Formel also (etwa der in der Raum-
alten Raum eine »metrische« Unternehmung; ein mitte stehende Tisch) spricht die echte Beziehung
Versuch, die »Geordnetheit« des Raumes formel- und Zentrierung der Teile aus, sondern diese lebt
haft und unmittelbar auszusprechen. Demgegen- am wahrsten und schönsten in ihrem dynamischen
über verbündet sich der neue Raum mit dem Zusammenwirken, in der Gemeinschaft des Dien-
neuen dynamischen Denken: nicht die Formel stes. Der Mensch ist heute der »Mittelpunkt«
spricht das zentral Wahre aus, sondern dieses lebt des Raumes, nicht als sinnfällige, statische Figur,
im tätigen Gegeneinander und Beieinander der sondern als Beziehungspunkt alles im Raum geübten

Faktoren; es äußert sich funktional......... Dienstes. Der neue Innenraum beruht auf der

Nebenbei: wird hier der »neue Raum« mit dem Grund-Anschauung, daß Möbel und Architektur
»neuen Denken« in Beziehung gesetzt, so geschieht ihr Leben vornehmlich in ihrer Bezogenheit auf
dies absichtlich, um auf die sehr tiefreichende den Menschen haben. Damit wird er frei von dem
geistesgeschichtliche Fundierung der neuen Raum- »horror vacui«, der im alten Innenraum so sonder-
Ordnung ein für alle Mal hinzuweisen. Es ist anzu- bare Blüten trieb; damit gewinnt er eine neue,
nehmen, daß nicht einmal die Träger der neuen positive Beziehung auch zu den nicht vcn Mobiliar
Bewegung sich ganz klar darüber sind, wie weit- ausgefüllten Stellen des Zimmers, denn diese ge-
gehend ihr Streben mit der im Gang befindlichen, rade ermöglichen dem Menschen das wohltätig
grundsätzlichenNeu-OrientierungunseresDenkens Entspannende: die freie Bewegung. Bildhaft ge-
verbunden ist. . Man lese ein Buch wie Hermann sehen, bedeutet dies eine Geltendmachung des
Herrigels »Das neue Denken«. Jede darin ausge- »Negativs« im Raum, jenes Elements, das heule im
sprochene Wendung gegen das systematische, Vordringen ist, — ein weiteres Symbol der geisti-
gegen das prinzipielle Denken hat auch dem Bildner gen Verlagerung, die sich vollzieht, wilhelmmichll
 
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