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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Einwohnräume für Junggesellin und Junggeselle
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0240
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224

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT JULIUS RÜCKER - BERLIN

EIN WOHNRAUM DES JUNGOESELLEN

ich das,Zimmer für eine Junggesellin' (Abb. S. 222/23)
entwarf, dachte ich an eine berufstätige Frau, die nur
einen Raum bewohnt und demnach im selben Raum
wohnen, arbeiten, schlafen und essen muß. Das führte
fast unausweichlich auf die jetzt vorliegende Lösung,
in der die Schrankwand eine ausschlaggebende Rolle
spielt. Sie nimmt in ihrer Dreiteilung alle Gegenstände
auf, die der Bewohnerin vonnöten sind: Kleider,
Wäsche, Bücher. In der linken Abteilung ist durch
einen einfachen Griff eine Klappe zu öffnen, die als
Schreibplatte dient. Radio und Grammophon sind mit-
eingebaut. Die Couch - am Tage Sofa, nachts Bett -
bildet mit Tisch und Sesseln eine behagliche Möbel-
gruppe mit dem Sinne ,Wohnzimmer'. Eine andre,
mit einer gewissen Selbständigkeit ausgestattete
Gruppe formt sich aus Wandspiegel mit Truhe und
Hocker. Die Einheit des Raums wird durch diese
Gruppe nicht unterbrochen, aber die Gruppe setzt
sich etwas ab und sagt: Ankleidezimmer! Alles für
die tägliche Verschönerungsarbeit Nötige findet sich
hier zusammen. Die Truhe dient außerdem zur Auf-
nahme des Bettzeugs während des Tags.

Der Raum des Junggesellen (Abb. S. 224/25)

entspricht in ähnlicher Weise den Wohnforderungen
des alleinstehenden Mannes. Nur ist die Apparatur im
einzelnen natürlich anders betont. Der Arbeitsplatz
wird zu einer Hauptsache; der Bücherschrank mit
seinen großen Glas-Schiebetüren bildet den Mittel-
punkt der Schrankwand. Zu ihm gehört der Schreib-
tisch, der hier bezeichnenderweise zum selbständigen
Möbel wird. Die nach links freischwebende Platte des
Schreibtisches trägt der Körperhaltung des Arbeiten-
den Rechnung. Mittelpunkt der eigentlichen Lohn-
gruppe' ist auch hier die Couch in ihrer Doppelver-
wendung als Sofa und Bett; ein Bettkasten schließt
sich daran, der zugleich als Abstelltischchen dient.
Der Eßtisch ist so gebaut, daß er zum Essen hoch,
für die Stunden der Geselligkeit niedrig gestellt wer-
den kann. Die beiden Sessel halten sich bei aller
Behaglichkeit in bescheidenen Abmessungen.

So geht die Gestaltung der Möbel und die Einteilung
der Räume hier sehr genau am Lebensrhythmus und
Lebensinhalt der Bewohner entlang; das sogenannte
Ästhetische ist weitgehend von etwas Inhaltlichem
bestimmt. Auch für die Wahl der Werkstoffe
waren Gesichtspunkte von sozusagen inhaltlicher Art
 
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