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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Ausstellung des Wiener Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0273
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INNEN-DEKORATION

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originellen Hausbar (Abb. oben), der gediegene
Wohnraum mit Wintergarten des Architekten
Anton Pospischil (Abb. S. 271) und der Raum
eines Wochenendhauses nach einem Entwurf
von Professor Hoffmann (Abb. S. 256), dessen
Hauptreiz die farbfreudigen Wanddekorationen des
Malers Franz von Zülow bilden.

Die Vitrinen selbst sind mit vielen Hunderten von
Kleinkunstwerken jedweden Materials geschmückt.
Es fehlt kaum einer der bekannten Wiener Kunst-
handwerker. Die hohen und tiefen Vitrinen ermög-
lichen eine lockere und abwechslungsreiche Aufstel-
lung, die jeden der Ausstellungsgegenstände zur
besten Wirkung bringt. h.k.



DER AUSSTELLUNGSRAUM UND DAS SCHAU-
ERLEBNIS. Ein Ausstellungsraum will zunächst
bestimmte Gegenstände zeigen; und von diesem
Zweck her ist er sachlich oder vielmehr dinglich be-
stimmt. Aber er soll die Gegenstände so zeigen, daß
der Betrachter zum Erlebnis des Schauens kommt,
d. h. daß er nicht nur das Vorhandensein dieser Ge-
genstände][bei sich registriert, sondern daß er eine
psychisch wirksame Begegnung mit dem vollen Da-

sein der Dinge erfährt. Die meisten Menschen sind
sich nicht bewußt darüber klar, daß dies zweierlei ist;
aber unbewußt empfinden sie den Unterschied. War-
um sorgt der Architekt eines Ausstellungsraumes für
Rahmung und Gliederung der Dinge, warum fügt er
ihm Gewächse und Brunnen ein? Er wird vielleicht
sagen: Nun, um das Ganze angenehmer zu machen!
In Wahrheit verfolgt er den Zweck einer psychischen
Umstimmung vom rationalen Aufnehmen zum
Schauen, das vom Wesen des Menschen zum Wesen
des Dinges geht und erst eine echte Einlassung
des Gemüts auf Eigenwert und Eigengesetz des
Dinges herbeiführt. Im täglichen Lebensablauf gehen
wir grundsätzlich an den Dingen vorüber; im Schauen
aber kommt es zum Stillstehn und Verweilen. a. l.



JEDER ECHTE KUNSTHANDWERKER ist sich
während seines Schaffens bewußt, daß er ein Ge-
brauchsding für einen andern herstellt, der dieselben
Bedürfnisse hat wie er selbst. william Morris



KUNST UND HANDWERK. Allem Leben, allem
Tun, aller Kunst muß das Handwerk vorausgehen,
welches nur in derBeschränkung erworben wird.goethe

1934. VIII. 1
 
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