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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Vietze, Alfred: Innenraum und Aussenarchitektur: zu den neuen Arbeiten von Bernhard Pfau, Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0395
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INNEN-DEKO RATION

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unterwerfen. Aber gleichzeitig ist den Bedürfnissen
unbekannter Mieter Rechnung getragen. Denn Mieter
können nicht zu einer gleichartigen Möblierung ge-
zwungen werden. Die Räume ermöglichen darum
unter Berücksichtigung einigermaßen gepflegten
Geschmackes jede erwünschte Auswertung. Wenn
die Anschlüsse an die Nachbarhäuser Zeichen des
Kampfes an sich tragen, so ist das nicht auf Rech-
nung des Architekten zu setzen, denn die anschließen-
den Mietshäuser sind Monate nach dem
Pfauschen Hause bei den Behörden ein-
gereicht worden. Vielleicht trägt der
endlich erfochtene Berufsschutz der
Architekten zu der erwünschten künst-
lerischen Freiheit bei, aber auch zu
der erwünschten Kollegialität, an der
es noch viele Architekten fehlen lassen.

Ein Blick in den Modesalon (Abb.
S. 384/85) läßt von neuem das Einfüh-
lungsvermögen des Architekten in die
Berufstätigkeit seiner Mitmenschen er-
kennen. Man sollte meinen, er habe
jahrelang Erfahrungen vieler Modi-
stinnen gesammelt, um sie bei diesem
einen Ladenumbau zu verwerten. Wir
kennen von Pfau Schuhläden, Ge-

tikern, wir kennen den Laden, in dem Schallplatten
verkauft werden, und viele andere. Überall sieht man
die Bemühungen um das Wesentliche gemeistert. In
der Regel mußte mit kleinen Mitteln gewirtschaftet
werden. Und das scheint dem Architekten besonderes
Vergnügen gemacht zu haben.

Der Modesalon enthält Stoffmalereien von Frau
Lotte Pfau-Fink (Abb. S. 387). Die selbständige
Auffassung dieser zarten Einfälle ist den künstleri-
schen Bestrebungen Pfaus entspre-
chend. Der Austausch von Kraft und
Weichheit verläuft im Zusammenar-
beiten bei diesem Künstlerehepaar
merkwürdigerweise nicht immer in der-
selben Richtung. Der Austausch ist
meist gegenseitig. Es ist bedauerlich,
daß sich so wenig Gelegenheit zum
Zusammenarbeiten findet. Ist es aber
der Fall, dann ist die Leistung dieser
Frau von Idealismus getragen, der er-
freulich ist, weil er der Sache dient,
der anderenteils aber die Gegenleistung
vermissen läßt, da so mancher Bauherr
seine Pflicht getan zu haben glaubt,
wenn er seine Zustimmung zur maleri-
schen oder schriftkünstlerischen Aus-

schäftsräume von Goldschmieden, Op- grundriss: oberoeschoss stattung gegeben hat. — alfred Vietze
 
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