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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Michel, Wilhelm: Wohnräume von Adolf C. Ruedenauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0058
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liehe Beredsamkeit, dieselbe lebhafte, sprechende Ge-
staltung zeigt der Bücherschrank in Maseresche mit
weißem Linoleumbelag, ausgestattet mit Schubladen,
offenen und geschlossenen Fächern und mit einge-
bautem Rundfunkgerät. Seitlich schließt der Geschirr-
schrank an und geht in einer formschönen Rundecke
aus. Nichts ist hier arm oder auf eine widrige Weise
karg, aber alles ist schlicht und trägt das Gefühl, nicht
durch Aufwand, sondern durch liebendes Sinnen,
Überlegen und Gestalten in die Sphäre des Behagens.
Der breite, tiefe Sessel aus schwarzem Birnbaum mit
naturfarbenem Rohrgeflecht, der praktische Kleider-
schrank in Eschenholz, das Sofa mit blauem Bezug
vor silberweißer Wand mit Anschluß an das rund aus-
springende Truhenmöbel und seine bequeme Ablege-
fläche — das ist alles aus dem gleichen Geiste einer
wissenden und menschenfreundlichen Heimgestal-
tung (Abb. S. 46—50).

Von dem Damenzimmer (Abb. S. 44 und 45
unten) wurde schon vorhin kurz gesprochen. Zu dem
erwähnten Truhenschrank stellen sich Sessel und
Schemel in feinen Formen mit einem Geflecht aus
Eisengarn-Gurten, ein kleiner Tisch mit graugelber
Opaxitplatte, alles auch farbig mit vollendeter An-
mut zueinander gefügt. Eine weitere Raumfolge ent-

stammt dem von Rüdenauer ausgestatteten Haus B.
Der Wohnraum (Abb. S. 45 oben) zeigt eine Sitz-
möbelgruppe um einen Tisch. Die Couch hat einen
Bezug in Terra-Umbrafarbe, die Rückenkissen kön-
nen zur Verringerung der Sitztiefe umgelegt werden
(was bei längerem Sitzen angenehm ist); die Holz-
teile bei Sofa und Tisch sind aus Ahorn, die Tisch-
platte aus lachsfarben gestrichenem Glas. In der
Diele (Abb. S. 51) verdient das anmutig gestaltete
Schränkchen in Birnbaum mit Klappfächern für
Rauchzeug und Bücher Beachtung, ebenso im Gar-
deroberaum (Abb. S. 52) die niedliche wandfeste
Toilette-Lade in Silberesche mit farbigem Glasbelag.

Überall in Rüdenauers Räumen verwirklicht sich,
was der Künstler jüngst in einem Aufsatz als sein Be-
kenntnis aussprach: Streben nach einer durchgehen-
den Auflockerung der Wohnform, fort von der
»Garnitur«, sorgsame Beachtung der Psychologie von
Form und Farbe zur Erhöhung der Wohn- und
Lebensfreude. Der Art und Weise, wie sich bei Rüden-
auer dieses Wissen um die Grundelemente mit dienen-
der Gesinnung und wahrem Handwerksgeist ver-
bindet, erweist man nur das ihr Zukommende an
Ehre, wenn man sie als geistig und sittlich hoch-
stehend und damit als vorbildlich bezeichnet, w. M.
 
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