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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Eine Italienische Schriftstellerwohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0266
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252

INNEN-DEKORATION

gültiges Vertrauen. Wir müssen uns darüber klar sein,
daß hinter beiden Verfahren der Ordnungsfindung
seelische Gesetzlichkeiten stehen, die in großen Völ-
kerwesen eingewurzelt sind. Wo der Deutsche in Din-
gen der Lebensführung, der Sachgestaltung, auch der
politisch-sozialen Ordnung auf die Spur der Natur
stößt, empfindet er eine Genugtuung wie über einen
bestätigenden Gleichklang zur eignen Wesensstruk-
tur. Aber genau dieselbe tiefreichende und »instink-
tive« Genugtuung ergibt sich dem romanischen Men-
schen, wenn er einem Sieg der Ratio, einem Durch-
schlagen klarer geistiger Ordnungsprinzipien in den
Dingen begegnet. Ihm ist die glatte Fläche, der faß-
bare Kubus, die saubere Abgrenzung, die der Einsicht
offenliegende Harmonie Genuß und Wohltat.

Die Wohnungseinrichtung von Pica läßt die Leich-
tigkeit und Sicherheit bewundern, mit der sie groß-
zügige, oft wuchtige Formen verwendet, um das
Ganze doch in einem feinen Schweben zu halten. Wor-
an liegt es, daß das Schwere hier nirgends als Schwere
stehenbleibt, sondern gefällig mitschwingt in einem
Zusammenhang von leichtem Sinn? - Wohl daran,
daß dieser Zusammenhang mit viel Energie gefühlt

ist und jedes Detail erheitert (denn »schwer« ist alles,
in Welt und Kunst, was als Einzelnes dasteht und
nicht die höhere Relation, den höheren Sinn zur Gel-
tung bringt. Auch hat dieser Zusammenhang bei Pica
etwas Objektives und Gesetzliches: er ist ungezwun-
gen und unreflektiert; er ist eine echte Fügung voll
anschaulich lebendiger Vernunft. Der Ton liegt nir-
gends auf dem »Einfall«, sondern das Ganze besitzt
Schwung, Elastizität und Geist. Diese Leistung weiß
zu überzeugen.

Der Vorraum (Abb. S. 250) präsentiert sich denk-
bar schlicht mit dem simplen Kleiderhalter und dem
niedrigen Hocker. Aber er weiß um eine Eleganz, wie
sie der Wohnung eines geistig Schaffenden gut ent-
spricht. Das dunkle Holzwerk besteht aus indischem
Nußbaum, die Hutablagefläche aus Securit-Kristall;
die hölzernen Rundscheiben für die Kleidungsstücke
sind mit orangefarbenem Schleiflack behandelt. Die
Form des Hockers, für unseren Geschmack mehr
stein- als holzgemäß, kehrt überall in den Zimmern
wieder; ihre kräftige Körperlichkeit macht sie zu
einem wirksamen Raumelement. Das Wohnzimmer
(Abb. S. 251 -253) gliedert sich mit anmutiger Selbst-
 
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