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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Eine Italienische Schriftstellerwohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0265

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INNEN-DEKORATION

251

AGNOLDOMEM1CO P1CA »WOHNZIMMER« »WOHNUNG EINES SCHRIFTSTELLERS«

EINE ITALIENISCHE SCHRIFTSTELLERWOHNUNG

Die beifolgende Bilderreihe berichtet über eine die Ausrichtung auf den Zweck und die »sachliche«
Wohnungseinrichtung des im neuen Italien viel- Form - sondern das Sich-Bewegen der Gestaltung in
fach hervorgetretenen Mailänder Architekten Agnol- klaren, metrischen Einheiten, deren Form und Ord-
domenico Pica. Die »Innen-Dekoration« hat in den nung mehr von geistig-normativer als organisch-
letzten Jahren wiederholt auf das Scharfen dieses wachstümlicher Art sind. Es ist jener Unterschied,
Künstlers hingewiesen, dessen Gestaltungsweise sich den das heutige Denken u. a. als den Unterschied zwi-
durch einen bemerkenswert hohen geistigen Rang sehen Takt und Rhythmus kennt. Takt bezeichnet die
auszeichnet. Bei der Aufgabe, das Wohnhaus eines vom Geiste gesetzte, Rhythmus die aus Gefühl flie-
zeitgenössischen Schriftstellers auszustatten, fühlte ßende Ordnung der Bewegung. Zum Takt gehört das
sich der Architekt offenbar in einem besonders ver- zahlenmäßig festgelegte Maß, zum Rhythmus die
trauten und günstigen Element. Die Räume der Woh- freie, naturhafte Schwingung. Wo - wie bei Römern
nung waren gegeben, Räume eines im Geiste der und romanischen Völkern — der wache, logische Sinn
Gegenwart angelegten Hauses, welche der Gestal- im menschlichen Sein einen klaren Primat behauptet,
tungsweise des Innen-Architekten auf die gefälligste bewegt sich auch die Gestaltung in den Bahnen der
Art entgegenkamen. Diese Raumgebilde sowie die geistig gesetzten Normen; und sie kann wahrlich Er-
Gerätewelt, die Pica in ihnen aufgebaut hat, zeigen gebnisse erzielen, welche die ganze Majestät und Herr-
durchgehends jene rationale Prägung, die im neuita- Scherkraft des Logos ausstrahlen. Wo hingegen - wie
lienischen Architekturschaffen überall hervortritt und unter Deutschen - das Gefühl für das Lebendige und
die Erscheinungen strafft und stählt. Unter dem Be- seinen unreduzierbaren Eigenwert im Vordergrunde
griff »rationale Prägung« ist hier nicht zunächst das zu steht, wird immer wieder die freie rhythmische Füh-
verstehen, was wir Deutsche dabei denken, also etwa rung durchbrechen; denn nur zu ihr haben wir end-
 
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