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Der Holländische Dampfer "Boissevain": deutscher Schiffbau in Auslandsdiensten
DOI Artikel:Zwei Möglichkeiten
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0281
INNEN-DEKO RAT ION
267
»SPEISESAAL UNTER DEM VESTIBÜL« ZITRONE UND NUSSBAUM - WANDTEPPICH: KARTON VON ULLA SCHNITT
im Karton und Ausführung drei Meisterwerke deut-
scher Bildweberei (Abb. S. 270-273).
Ein großes silbernes Wappenbild im Treppenhaus
und die goldene Sonne mit den Sternbildern im Vesti-
bül, in Holz geschnitzt (Abb. S. 265), sind Arbeiten
von Professor Otto Hitzberger.
Indirektes Licht durch Anstrahlung von Decken
und Wänden ist bevorzugt. Die Beleuchtung ver-
meidet nach Möglichkeit die ermüdende direkte Ein-
wirkung der Glühkörper.
Besondere Aufmerksamkeit erforderte unter an-
derem die Durchbildung aller Sitzmöbel. Den Räumen
angepaßt, sollen sie in eleganter, einladender Form
das wochenlange Reisen bequem und die verschiede-
nen Raumgruppen wohnlich machen.
Verständnisvolles Eingehen der holländischen Auf-
traggeber auf alle Anregungen und Vorschläge för-
derte das ideale Zusammenarbeiten von Reederei,
Werft und Werkstätten mit Künstlern und Hand-
werkern. So wurde es ermöglicht, daß dieses stolze
holländische Schiff als Gradmesser bester Wertarbeit
in fernen Ländern für Deutschland werben kann. -
ZWEI MÖGLICHKEITEN der inneren Führung
bieten sich dem künstlerischen Gestalter an.
Er kann sein Selbst im Werke darstellen und dieses
so zum Ausdruck einer Wiiklichkeit, nämlich
seiner eignen Person, machen. Er kann andrerseits
etwas in die Welt stellen, das nicht in seinem Seins-
bestand enthalten ist und mehr der Wunschsphäre
angehört. Diese beiden Verfahren sind so verschie-
den wie Wirklichkeit und Ideal; wie das, was Einer
ist, und das, was er sich erträumt. In der Praxis frei-
lich werden sich beide Führungen oft wechselseitig
durchdringen, und gerade Lösungen in technisch
durchwirkten Bereichen zeigen sie verschwistert am
Werk. Eine moderne Behandlung von Schiffsräumen
wird nie der Anforderung der Wahrhaftigkeit aus-
weichen, sie wird den technischen Sachverhalt aner-
kennen. Aber sie wird soviel »Menschenwelt« als mög-
lich vom festen Land auf die »wogenumrauschte,
geflügelte Wohnung« herübernehmen. Sie wird nicht
pedantisch auf der Tatsache herumreiten, daß hier
alles ganz »anders« ist, sondern sie wird das hervor-
kehren, was als Zivilisation dem Menschen folgt. -
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»SPEISESAAL UNTER DEM VESTIBÜL« ZITRONE UND NUSSBAUM - WANDTEPPICH: KARTON VON ULLA SCHNITT
im Karton und Ausführung drei Meisterwerke deut-
scher Bildweberei (Abb. S. 270-273).
Ein großes silbernes Wappenbild im Treppenhaus
und die goldene Sonne mit den Sternbildern im Vesti-
bül, in Holz geschnitzt (Abb. S. 265), sind Arbeiten
von Professor Otto Hitzberger.
Indirektes Licht durch Anstrahlung von Decken
und Wänden ist bevorzugt. Die Beleuchtung ver-
meidet nach Möglichkeit die ermüdende direkte Ein-
wirkung der Glühkörper.
Besondere Aufmerksamkeit erforderte unter an-
derem die Durchbildung aller Sitzmöbel. Den Räumen
angepaßt, sollen sie in eleganter, einladender Form
das wochenlange Reisen bequem und die verschiede-
nen Raumgruppen wohnlich machen.
Verständnisvolles Eingehen der holländischen Auf-
traggeber auf alle Anregungen und Vorschläge för-
derte das ideale Zusammenarbeiten von Reederei,
Werft und Werkstätten mit Künstlern und Hand-
werkern. So wurde es ermöglicht, daß dieses stolze
holländische Schiff als Gradmesser bester Wertarbeit
in fernen Ländern für Deutschland werben kann. -
ZWEI MÖGLICHKEITEN der inneren Führung
bieten sich dem künstlerischen Gestalter an.
Er kann sein Selbst im Werke darstellen und dieses
so zum Ausdruck einer Wiiklichkeit, nämlich
seiner eignen Person, machen. Er kann andrerseits
etwas in die Welt stellen, das nicht in seinem Seins-
bestand enthalten ist und mehr der Wunschsphäre
angehört. Diese beiden Verfahren sind so verschie-
den wie Wirklichkeit und Ideal; wie das, was Einer
ist, und das, was er sich erträumt. In der Praxis frei-
lich werden sich beide Führungen oft wechselseitig
durchdringen, und gerade Lösungen in technisch
durchwirkten Bereichen zeigen sie verschwistert am
Werk. Eine moderne Behandlung von Schiffsräumen
wird nie der Anforderung der Wahrhaftigkeit aus-
weichen, sie wird den technischen Sachverhalt aner-
kennen. Aber sie wird soviel »Menschenwelt« als mög-
lich vom festen Land auf die »wogenumrauschte,
geflügelte Wohnung« herübernehmen. Sie wird nicht
pedantisch auf der Tatsache herumreiten, daß hier
alles ganz »anders« ist, sondern sie wird das hervor-
kehren, was als Zivilisation dem Menschen folgt. -